Projekt kulturer.be
31.7.17
Die diesjährige Welterbetour führte nach Burgund, wo als Welterbestätte das Zisterzienserkloster Fontenay liegt. Gewissermaßen am Weg liegt Nancy mit der Place Stanislas und den Werken des auch im Schwetzinger Schlossgarten vertretenen Barthelemy Guibal. Burgund ist auch Schlösserland, und so wurde aus der Welterbetour eine Welterbe- und Schlössertour, bei der einige "philippinische" Anlagen zu vermerken waren.
Die Römische Stadt bietet auf den ersten Blick nicht viel Neues. Auf den zweiten Blick muss man sich jedoch fragen, wo in Mitteleuropa anderswo ein so geschlossener Teil eines römischen Stadtgebiets mit Insulae, Kellern und Innenhöfen ergraben wurde. Spontan fällt hier nur Augst ein. Ein großes, 80 m in der Breite messendes Theater bot 5000 Zuschauern Platz. Den Rang des Lokalheiligtums vermögen nur Insider zu beurteilen.
Keller der Amphoren, ein Lagerraum der spätantiken Siedlung
Unterkellertes Quartier der spätantiken Stadt
Die Grabungen gehen auf Napoleon III. zurück und standen nicht nur im wissenschaftlichen Interesse. Mit der Erforschung der Siedlung und des römischen Belagerungsrings um die keltische Höhenfestung waren handfeste nationalistische Interessen mit im Spiel. Ihnen entspricht auch die Statue des Vercingetorix, der 52 v. Chr. die Schlacht gegen Cäsar verlor.
Auf dem vorderen Sporn des Plateaus wurde unter Napoleon III. 1865 eine sechseinhalb Meter hohe Bronzestatue für den Nationalhelden errichtet. Eugène Viollet-le-Duc schuf den ebenso hohen Sockel. Ganz Gallien wurde mit der Niederlage des Keltenfüsten der römischen Herrschaft unterworfen. Ganz Gallien? Nein, denn …..
Am Rand der spätantiken Stadt lag eine kleine, der Heiligen Regina (Ste. Reine) geweihte Kirche. Als sich die Bevölkerung im frühen Mittelalter an den Rand des Berghangs zurückzog, wurde auch das Quellheiligtum der gallorömischen Stadt „verlegt“, die am Hang austretende Quelle galt jetzt als Wunderquelle, neben der die Heilige Regina am Ende des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod erlitten haben soll. Ihre Reliquien wurden 864 nach Flavigny übertragen, in Alise blieb nur noch ein leerer Sarg, der ihr zugeschrieben wird. Die Geschichte der Heiligen Regina ist im übrigen vermutlich die der Heiligen Margareta von Antiochien, die auf einen hiesigen Kult umgeschrieben wurde.
Die Grabungsstelle ist als Freilichtmuseum öffentlich zugänglich.
unten: Das römische Theater
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