6.9.17

Denkmalreise der Staatssekretärin Katrin Schütz im Regierungsbezirk Stuttgart

Alljährlich macht sich der Staatssekretär bzw. die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium auf die Reise zu herausragenden und aktuell für die Landesdenkmalpflege bedeutenden Objekten in den vier Regierungsbezirken. Damit wird zum einen die Wertschätzung der Landesregierung für das Kulturerbe des Landes und für die Aufgaben der staatlichen Denkmalpflege zum Ausdruck gebracht, zum anderen auch das Augenmerk der Öffentlichkeit auf den bevorstehenden Tag des Offenen Denkmals gerichtet. In jedem Regierungsbezirk werden vier Objekte besucht und in ihrer aktuellen Eigenart vorgestellt.

Staatsekretärin Katrin Schütz besuchte am ersten Tag ihrer Rundreise das Römermuseum und die Ausgrabungen in Güglingen, den Blauen Turm in Bad Wimpfen (beides Landkreis Heilbronn), den Abteigarten des ehemaligen Klosters Bronnbach (Stadt Wertheim, Main-Tauber-Kreis) und die Evangelische Hospitalkirche und das Reformationsdenkmal in Stuttgart.

Von links nach rechts: Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Wolfgang Reimer, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart, und Katrin Schütz, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, im Römermuseum Güglingen.
Von links nach rechts: Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Wolfgang Reimer, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart, und Katrin Schütz, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, im Römermuseum Güglingen.

Mithrastempel (Mithräum) im römischen Vicus von Güglingen (Landkreis Heilbronn) und Römermuseum (thematischer Zusammenhang mit Mithräum)

Museumsleiter Enrico De Gennaro erklärt den Besuchern das Odysee-ReliefStaatssekretärin Katrin Schütz vor dem Fragment des Mithras-ReliefsDas visualisierte Mithräum vor der Panoramawand mit einem Lebensbild aus dem römischen GüglingenDas römische Güglingen war eine Siedlung im Zentrum des Zabergäus. Umfangreiche Rettungsgrabungen (1999 - 2006), die infolge der Ausweisung eines Gewerbegebietes notwendig geworden waren, brachten zahlreiche Details ans Licht, sodass der Ort heute zu den am vollständigsten bekannten römischen Ansiedlungen Südwestdeutschlands zählt. Der Grabungsplan zeigt in beispielhafter Klarheit die Konzeption einer ländlichen Siedlung, die wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Mittelpunkt für die Umgebung war.

Die Besonderheit liegt bei dieser Grabungsstätte darin, dass durch den Umfang der Grabung von der römischen Siedlung ein sehr hoher Prozentsatz der Fläche vollständig ergraben werden konnte.

Zu den besonderen Höhepunkten zählt die Entdeckung zweier Tempel für den römisch-orientalischen Gott Mithras. Die Verehrung des Mithras war im Römischen Reich weit verbreitet. Eines dieser Mithräen in Form eines Bankettsaals für die Kultgemeinde, die nur aus ca. einem Dutzend eingeweihter Mitgliedern bestand, ist abgebrannt, die eingestürzte Ruine hat in seltener Vollständigkeit die Tempelausstattung bewahrt: Weihinschriften, steinerne Götterbilder und das Kultgeschirr für die rituellen Mahlzeiten. Auch Kultdepots mit besonderen Weihegaben, z.B. einem Schwert oder einem Tierschädel, sind bekannt. Selbst die Deckenmalerei konnte rekonstruiert werden. In seiner Anschaulichkeit wie auch durch die vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die durch die detaillierte Ausgrabung vor Ort gewonnen werden konnten, stellt dieses Güglinger Mithräum einen besonderen Glücksfall für die Denkmalpflege dar.

Das Ensemble ist heute im Güglinger Römermuseum ausgestellt, das von der Stadt nach den Ausgrabungen für die Funde der Ausgrabungen eingerichtet worden ist. Der Platz des Mithräums selbst wird in einer inszenierten archäologischen Freilichtanlage präsentiert.

 

Blauer Turm. Bad Wimpfen (Landkreis Heilbronn)

Der um 1200 errichtete 58 Meter hohe "Blaue Turm" am Westende der Kaiserpfalz gilt zusammen mit seinem Pendant, dem "Roten Turm", als Wahrzeichen Bad Wimpfens. Er prägt in entscheidender Weise die Stadtsilhouette und stellt ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung dar.

Es handelt sich um einen Buckelquader-Turm mit quadratischem Grundriss, spitzbogigem neuen Eingang und altem Rundbogeneingang über dem Erdgeschoß, halbrundem Ausgusserker und Wächterswohnung im Obergeschoß. Der freistehende Bergfried hat als im Kern romanischer Wehrturm mit neugotischer Dachgestaltung einen hohen dokumentarischen Wert für die geschichtliche Entwicklung der Pfalz und die Geschichtstradition des 19. Jahrhunderts.

Der Turm ist in der im Mittelalter üblichen Zwei-Schalen-Technik gebaut - zwischen eine dickere äußere und eine dünnere innere Mauerschale wurde mit Mörtel durchsetztes Bruchsteinmaterial gekippt. Die Architekten des 19. Jahrhunderts allerdings setzen den historisierenden Aufbau nur auf die äußere Mauerschale. Dadurch zeigten sich schon 10 Jahre nach Fertigstellung die ersten Setzrisse. Im Lauf der weiteren Zeit geriet die Statik des Turms derart in Schieflage, dass vor 40 Jahren schon Arbeiten zur Sicherung durchgeführt werden mussten. Das damals verwendete Material zeigt sich allerdings für diesen Zweck langfristig untauglich, der Turm wurde insgesamt noch schwerer, so dass jetzt neue und größere Setzrisse am Mauerwerk beobachtet werden.

Um den Turm zu sichern wurde ein stahlgestütztes Korsett um den Turm gelegt. Moderne Materialien und Zuganker sollen dem Turm Standsicherheit für die nächsten Jahrhunderte geben.

 

Abteigarten des ehem. Klosters Bronnbach. Wertheim (Main-Tauber-Kreis)
Die ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Bronnbach liegt im unteren Taubertal. Seit der Gründung 1153 wurde die Klosteranlage mehrfach umgestaltet und erweitert. Für den Klosterkomplex prägend ist die barocke Umgestaltung mit den damals geschaffenen Außenanlagen.

Eine der am besten erhaltenen Gartenpartie und ein Gartendenkmal von überregionaler Bedeutung ist der vor der Prälatur gelegene Abteigarten. Beim Abteigarten handelt es sich um ein Gartenparterre vom Anfang des 18. Jahrhunderts mit Stützmauer, Balustraden, zentralem Fontänenbrunnen, architektonischen Wegefassungen und figürlichem Skulpturenschmuck. Er stellt in Sachgesamtheit mit dem ehemaligen Zisterzienserkloster und der Domäne ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung dar. Geprägt wird er durch die ihn einfassenden steinernen Balustraden und das ihn schmückende Figurenprogramm. Akuter Handlungsbedarf bestand bei den stark geschädigten Sandsteinbauteilen und Figuren, in dessen Folge auch der gartendenkmalpflegerische Umgang des überlieferten, historisch mehrschichtigen Gartens zu thematisieren war.

Figur im Garten des Klosters BronnbachZum ersten Bauabschnitt gehörte die Steinsanierung, und zwar zum einen die statische Sanierung der stark verformten Stützmauer sowie die Restaurierung der Stein-Balustraden, zum anderen eine Restaurierungskampagne für die hochwertigen barocken Sandsteinfiguren. Komplexe Anforderungen stellte die Wiederherstellung des Gartens selbst. Um für die Instandsetzung/Reaktivierung der Gartenfläche ein denkmalgerechtes Konzept zu finden, fand ein Ideenworkshop statt. Anhand des aus diesem Workshop hervorgegangenen Gartenentwurfs, der sich auf das barocke Erscheinungsbild stützt, aber die dem Garten zugewachsenen Veränderungen und Zeitschichten gleichfalls respektiert, erfolgte im zweiten Abschnitt die Instandsetzung des Gartens. So wurden im zentralen Bereich um den Hauptbrunnen die vier Parterres eines Ziergartens wiederhergestellt, das Vorgefundene Wegesystem herausgearbeitet und die Errichtung einer Pergola wieder aufgegriffen.

Die zwei in diesem Bereich verschütteten Brunnenanlagen wurden reaktiviert und zur Vervollkommnung der Wasserspiele gangbar gemacht. In Anlehnung an die ehemalige Nutzung wurde im südlichen Bereich wieder ein Gemüse-und Obstgarten entwickelt. Dagegen bleibt der nördliche Teil des Abteigartens in seiner überlieferten einfachen Form und wird nur durch eine zeitgemäße gartenarchitektonische Akzentuierung aufgewertet.

Im Zuge der vom Hochstift Würzburg geförderten Gegenreformation wurde das Kloster wieder aufgebaut und repräsentativ ausgestattet. Unter Abt Joseph Hartmann wuchs die Abtei in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zu einem Herrschaftszentrum und Residenz heran. Nach der Säkularisation 1803 übernahm das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg die Anlage. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster zur Exilresidenz des portugiesischen Königs, dem Herzog von Bragança.

Heute ist die Klosteranlage im Besitz des Main-Tauber-Kreises, hier hat sich ein bedeutendes Kulturzentrum für die Region etabliert, hier hat unter anderem der Archivverbund Main-Tauber seinen Sitz.

Evangelische Hospitalkirche und Reformationsdenkmal. Landeshauptstadt Stuttgart (Stadtkreis Stuttgart)
Die evangelische Hospitalkirche wurde 1471 - 1493 errichtet, der Turm stammt aus der Zeit von 1729 - 1738. Die Kirche und das im 15. Jahrhundert errichtete Dominikanerkloster gehen auf Initiative des Grafen Ulrich V. von Württemberg-Stuttgart zurück. 1536 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgehoben und ein städtisches Bürgerhospital eingerichtet.

Bei einem Luftangriff im September 1944 ist die Hospitalkirche in weiten Teilen zerstört worden. Im Rahmen des Wiederaufbaus wurden 1956 - 1960 Turm, Chor und Sakristei nach Plänen des Architekten Rudolf Lempp wiederhergestellt.

Maßgeblich für die Wiederaufbaukonzeption erwies sich die Umgestaltung des ehemaligen Chors zum Kirchenraum unter Verzicht auf die Wiederherstellung des Langhauses und unter Beibehaltung und Sicherung der südöstliche Langhauswand; diese als Ruine aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangene Wand blieb als Teil des Wiederaufbaukonzepts bewusst als eine Art Mahnmal erhalten. Der ehemalige Chor erhielt einen neuen westlichen durch Professor Lempp gestalteten Abschluss, der sich zum Hospitalhof orientierte. Die ehemalige Sakristei wurde zum Seitenschiff ausgebaut, der zerstörte barocke Turmaufsatz in reduzierter Form erneuert.

Text: LfD

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