13.9.17

Die Denkmalreise der Staatssekretärin - ein Fazit

(rps) Mit ihrem Besuch des Katholischen Münsters St. Stephan in Breisach am Rhein beendet Staatssekretärin Katrin Schütz heute ihre viertägige Denkmalreise durch alle vier Regierungsbezirke des Landes. Als Fazit ihrer Reise sieht sie große Zukunftschancen für Handwerker mit Denkmalpflegekompetenz: „Handwerksberufe sind in der Denkmalpflege unverzichtbar. Es lohnt sich, sich nach der Handwerksausbildung zusätzliche Spezialkompetenzen anzueignen", resümiert Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau.

Staatssekretärin Katrin Schütz und Chef-Denkmalpfleger vor der Blauen Turm in Bad WimpfenDer Blaue Turm in Bad Wimpfen, wo die Staatssekretärin am Dienstag Station machte (Bild links), soll weitere 800 Jahre stehen, wenn es nach den Einwohnern geht. Das Wahrzeichen der Stadt hat mehrfach gebrannt und wurde immer wieder aufgebaut. Zahlreiche Risse zeigen heute die statischen Folgen dieser Umbauten. Dank hochspezialisierter ingenieur- und materialtechnischer Forschungen werden nun für den Turm tragfähige Lösungen gefunden.

Für die „Olga-Marie Saint-Andrè Stiftung“, in deren Obhut Schloss Königsbach im Enzkreis liegt, war klar, dass die zum Schloss gehörenden Gebäude möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden sollen. Spezialisierte Zimmerleute bauten Dachgauben ein, die der denkmalerfahrene Architekt den Gauben ähnlicher Gebäude in der Region nachempfand. Eigentümer, Architekt und Handwerker haben erfolgreich zusammengearbeitet und gemeinsam einzigartige Lösungen gefunden, wovon sich Staatssekretärin Schütz am Mittwoch überzeugen konnte. Nun bringen diese Spezialisten ihre Erfahrungen in weitere Denkmalpflege-Projekte ein.

Auf einem Baugerüst in 72 m Höhe machte sich die Staatssekretärin am Donnerstag ein Bild von der Handwerkskunst der Steinmetze am Ulmer Münster. Die statischen Herausforderungen wären zu groß, wenn hier Steine zur Restaurierung entfernt würden. Die Restaurierung ist eine Daueraufgabe. Schon heute steht fest: Spätestens in 80 Jahren wird hier wieder ein Steinmetz diesen Stein bearbeiten müssen. Denn in Ulm gilt es, innerhalb von 80 Jahren einmal das gesamte Ulmer Münster zu restaurieren, bevor die Arbeiten von vorn beginnen.

Eine so große Planungssicherheit ist nicht immer gegeben. Werden einzigartige Glasmalereien wie in der Evangelischen Stadtkirche Ravensburg überraschend in Kisten entdeckt, kann zunächst das Landesamt für Denkmalpflege mit seinen hochkompetenten Experten einspringen, um wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen und Leistungsbeschreibungen für die anschließende Vergabe der notwendigen Leistungen am „Reformatoren-Fensterzyklus“ zu ermöglichen.

In der ehemaligen Pulverfabrik Rottweil hat der Eigentümer selbst einen handwerklichen Hintergrund. Einst als Lehrling in der Mechanischen Werkstatt richtet er sie heute mit viel Herzblut denkmalgerecht für neue vielfältige Nutzungen her. „Damit gibt er dem außergewöhnlichen Stahlbetonbau im Neckartal eine aussichtsreiche Zukunft“, befindet die Staatssekretärin am letzten Tag ihrer Denkmalreise, die heute die Nacht und den Tag des offenen Denkmals am Wochenende einleitet.


Aktuelles Objekt der Denkmalpflege - Die Glasfenster im Melanchthonhaus in Bretten.Was bleibt? (Unser Kommentar)

Die Botschaft der Landesregierung: Wir haben geholfen, wir haben unterstützt – und uns ist die Erhaltung des kulturellen Erbes wichtig. Und: Wir bedanken uns für die vom Eigentümer zusätzlich dazu aufgebrachte Leistung, die das Objekt des Kulturerbes in das Leben der Gesellschaft integriert oder zurückbringt. Ehe einer jetzt das Haar in der Suppe sucht: das ist gut so. Unbedingt.

Vier Termine am Tag, bei vier Regierungspräsidien sind das 16 insgesamt an vier Tagen. Ein breites Spektrum. In den 10 Jahren, seit es diese Denkmalreise gibt, sind da 160 Objekte im Land zusammen gekommen.

In diesem Jahr haben die drei großen Zeitungen des Regierungsbezirks Karlsruhe, das sind der Mannheimer Morgen, die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung und die Karlsruher Badischen Neuesten Nachrichten über die Reise berichtet. Allerdings ausschließlich lokal. Selektiv lokal. In Karlsruhe über den Besuch in Pforzheim und Bretten, in Mannheim und Heidelberg über den in Ladenburg. Die Botschaft der Zeitungen aus Ladenburg? Das Bronzetor aus der römischen Stadt ist im Museum in Konstanz fehl am Platz, es gehört nach Ladenburg zurück. Das war nicht ganz der Hauptzweck der Reise. Das Melanchthon-Haus in Bretten und das Reuchlin-Haus in Pforzheim dürfen sich ebenso wie die römischen Ruinen von Ladenburg über eine gewisse überregionale Bekanntheit freuen. Wer völlig unter den Tisch gefallen ist, ist hier das Schloss in Königsbach-Stein, eine schöne regelmäßige Anlage mit vier Ecktürmen und einer wohl verwickelten Baugeschichte, dazu einem Wirtschaftsbau mit einer äußerst komplizierten und gleichwohl sehr gelungenen Instandsetzung.

Rechts: Aktuelles Objekt der Denkmalpflege - Die Glasfenster im Melanchthonhaus in Bretten.

Wie gesagt – 16 Objekte in vier Tagen. Diesen Gesamtzusammenhang darzustellen bleibt wohl unsere Sache – im Nachrichtenkanal von kulturer.be. Das wiederum freut uns. Ob die Pressemeldung des Landesamts für Denkmalpflege, die wir als "Fazit" abgedruckt haben, Verbreitung findet, darf bezweifelt werden.

Denkmalschutz darf mehr sein als ein Ausdruck des Lokalstolzes - Denkmalschutz geht uns alle an. Und nicht nur, weil "unsere" Steuergelder dafür verbraten werden.


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