8.2.18

Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

SCANNING SETHOS – Die Wiedergeburt eines Pharaonengrabes

(amb) Das Felsengrab Sethos‘ I. (1290–1279 v. Chr.) ist das grösste und schönste seiner Art im Tal der Könige. Mehr als 3000 Jahre nach dem Tode von Sethos I. entdeckte der Italiener Giovanni Battista Belzoni 1817 das Königsgrab und rühmte den tadellosen Erhaltungszustand seiner Wanddekoration. Heute – 200 Jahre später – befindet sich das Grab in einem beklagenswerten Zustand. Das Antikenmuseum Basel engagiert sich zusammen mit Factum Foundation Madrid und der Universität Basel für die Erforschung, Erhaltung und Rekonstruktion dieses bedeutenden Weltkulturerbes. Die Ausstellung zeigt ein maßstabgetreues Faksimile der zwei prächtigsten Grabkammern und des Sarkophags Sethos‘ I. Erstmals seit seiner Entdeckung können die Besucher Teile des Grabes in ihrer ursprünglichen Schönheit bewundern.

Napoleon Bonapartes erfolgreicher Ägyptenfeldzug (1798) führte zu der Wiederentdeckung der faszinierenden Kultur des alten Ägyptens durch die Europäer. Begleiterscheinungen dieser Begeisterung waren Kunsttransfer und die damit verbundene Beeinträchtigung der Altertümer vor Ort, da zahlreiche Statuen und Reliefs in grosse europäische Metropolen verschifft wurden. Verschiedene Museen begründeten damit ihre berühmten ägyptischen Sammlungen, die schon damals als Sensation eingestuft wurden.

Als der Italiener und Abenteurer Giovanni Battista Belzoni das Grab Sethos’ I. im Tal der Könige 1817 entdeckte, war er fasziniert vom einwandfreien Erhaltungszustand der Wanddekoration. Er dokumentierte in Aquarellen detailgetreu die gesamte Grabdekoration, was sich später für die Rekonstruktion des Grabes als Glücksfall erweisen sollte. Denn Plünderungen und unsachgemässe Forschung – später auch Massentourismus und geologische Verschiebungen – führten zu einer teilweisen Zerstörung des Pharaonengrabes. Erstmals musste es deswegen 1990 geschlossen werden und war in der Zwischenzeit nur noch sporadisch offen.

Die Ausstellung im Antikenmuseum Basel erzählt eingangs das 200-jährige Schicksal des Grabes seit seiner Entdeckung. Neben Dokumenten aus der Entdeckerzeit, wie etwa Aquarelle, sind Originalteile der Wanddekoration und originale Grabfunde zu sehen.

Rettung von bedrohtem Weltkulturerbe: Factum Foundation Madrid, Universität Basel und Antikenmuseum Basel
Vielerorts ist das Weltkulturerbe bedroht und die Fähigkeit Kulturgüter präzise zu erfassen – und wo nötig zu rekonstruieren – hat stark an Bedeutung gewonnen. Das Antikenmuseum Basel engagiert sich zusammen mit Factum Foundation Madrid und dem Departement Altertumswissenschaften, Fachbereich Ägyptologie der Universität Basel für die Erforschung, Rekonstruktion und Erhaltung der Grabanlage Sethos’ I.

Die Factum Foundation for Digital Technology in Conservation in Madrid ist weltweit führend in der wissenschaftlichen Faksimilierung – einer nachhaltigen, wissenschaftlichen und hochtechnisierten Methode, um Weltkulturerbe zu erhalten, zu dokumentieren und dem Publikum weiterhin zugänglich zu machen.

Die Sonderausstellung «SCANNING SETHOS - Die Wiedergeburt eines Pharaonengrabes» zeigt eine detailgetreue Kopie der zwei prächtigsten Grabkammern der Grabanlage und des Sarkophags Sethos‘ I., die mit Einsatz von Kompositfotografie, Multispektralkameras und 3D-Scannern angefertigt wurden. Dank dieser Technik – die in der Ausstellung näher erläutert wird – ist es möglich, das Grab in seinem einstigen Glanz auferstehen zu lassen.

Die Faksimilierung der vollständigen Grabanlage Sethos’ I. ist bis im Jahr 2020 vorgesehen. Sie wird dem Ministerium für Antike in Kairo geschenkt. Die Factum Foundation rief 2009 zusammen mit der Universität Basel, die unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Bickel Ausgrabungen im Tal der Könige durchführt, die «Theban Necropolis Preservation Initiative» ins Leben, die bereits für die erfolgreiche Nachbildung der Grabanlage von Pharao Tutanchamun verantwortlich war. Die Faksimiles beider Gräber werden ab 2019 den Kern des Besucherzentrums am Eingang des Tals der Könige bilden. Damit sollen die Besucher über das Ziel und die schwierige Aufgabe des Erhalts der thebanischen Grabstätten informiert werden.

Oben: Einblicke in die Ausstellung. Foto: Ruedi Habegger, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Links oben: Die Himmelskuh, Raum M. Aquarell von Henry Salt. The Salt Watercolours. AES Ar279. © The Trustees of the British Museum

Links unten: Sethos i. vor dem Opfertisch, Korridor G links. Aquarell von Henry Beechey. The Salt Watercolours AES Ar. 276. © The Trustees of the British Museum

Einblick in die Vorstellungswelt des ägyptischen Jenseits
Das Felsengrab Sethos‘ I. (1290–1279 v. Chr.) ist das grösste und schönste seiner Art im Tal der Könige. Seine Wände schmücken – in feinstem bemaltem Relief – Darstellungen aus den ägyptischen Unterweltsbüchern und Szenen, die den Pharao vor verschiedenen Gottheiten zeigen.

Die Grabdekoration gewährt den Besuchern Einblick in die tiefgründigen und hoffnungsvollen Vorstellungen der alten Ägypter zur Unterwelt, zum Leben nach dem Tod und zur Möglichkeit der Wiedergeburt.

Die Darstellungen und Texte, die die Welt jenseits des Todes beschreiben, die sogenannten „Unterweltsbücher“ sind im Grab Sethos‘ I. vornehmlich durch das Amduat und das Pfortenbuch vertreten.

Diese beiden Unterweltsbücher schildern jeweils in 12 Stunden die Nachtfahrt der Sonne bzw. des Sonnengottes durch die Unterwelt und die Gefahren, die dort auf ihn lauern allen voran Apophis, der schlangengestaltige Höllendrache, der den Lauf der Sonne aufhalten will. Das so dekorierte Felsengrab kann als dreidimensionales Abbild des Jenseits verstanden werden, das der nächtliche Sonnengott Re-Atum in seiner Barke durchfährt. Mit ihm vereinigt sich der verstorbene König und tritt mit ihm in den Lauf der Sonne ein, den ewigen Zyklus von Alterung und Verjüngung. Die Götter nehmen ihn als ihresgleichen auf: Als toter König betrat Sethos sein Grab, als lebendiger Gott verliess er es.

SCANNING SETHOS – Die Wiedergeburt eines Pharaonengrabes
Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
29. Oktober 2017 – 6. Mai 2018
Di, Mi, Sa, So: 11 bis 17 Uhr, Do, Fr: 11 bis 22 Uhr (Gratiseintritt ab 17 Uhr)
CHF 20/5, Gratiseintritt für Kinder unter 13 Jahren
Öffentliche Führungen auf Deutsch: jeden Sonntag, 11. 30 Uhr sowie jeden Donnerstag, 18 Uhr (ausser 08. 02. 18, 29. 03. 18 und 19. 04. 18).
Informationen zum Begleitprogramm unter www.antikenmuseumbasel.ch

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2018
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr