2.11.18

Badisches Landesmuseum Karlsruhe - Revolution!

Kleider machen Leute! Was trägt ein Revolutionär in der Französischen Revolution?

(blm) Ob Mao-Mütze, Anonymous-Maske oder schwarz-rot-goldene Kokarde – durch seine Kleidung demonstriert der Revolutionär seine politische Ge-sinnung und seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung. In der Französischen Revolution kam zum ersten Mal eine typisch revolutionäre Kleidung auf. Wie sah die aus? Was trug der modebewusste Revolutionär um 1790?

Jakobinermütze. Frankreich, Ende 18. Jh.
© Badisches Landesmuseum, Foto: Th. Goldschmidt

Das auffälligste Accessoire war eine rote Mütze, die an eine Zipfelmütze erinnert. Dabei griffen die französischen Revolutionäre bewusst auf ein Kleidungsstück aus der Antike zurück: Die Phrygische Mütze war, wie der Name verrät, im 8. Jahrhundert vor Christus bei den Phrygern und Lydiern bekannt als kegelförmige Kopfbedeckung mit gebogener Spitze. Im Römischen Reich wurde sie zunächst von Fischern und Seeleuten getragen. Später setzten sie freigelassene Sklaven auf – so wurde sie zum Sinnbild der Freiheit. Als solches zitierten sie ab 1792 die radikalen Republikaner der Französischen Revolution, die Jakobiner. Sie machten die Mütze unter ihrem Namen in der Neuzeit populär.

Die sogenannte „Jakobinermütze“ als Freiheitssymbol findet sich auf zahlreichen Darstellungen aus der Französischen Revolution und war auch in Deutschland verbreitet. Bis heute ziert sie das Haupt der nationalen Symbolfigur Frankreichs, der Marianne – zahlreiche französische Briefmarken bezeugen das.

Neben der Mütze war für den französischen Revolutionär die Wahl der Hose wichtig: Im 18. Jahrhundert war es für Adel und Klerus üblich, Kniebundhosen (culottes) zu tragen. Die Pariser Arbeiter und Kleinbürger trugen hingegen lange Hosen, die sich zur körperlichen Arbeit eigneten. Wer sich also vom gehassten Adel absetzen wollte, trug lange Hosen und eben keine culotte – deshalb bezeichnete man sie als „Sansculotte“ (ohne culotte).

Die Sansculotten bildeten übrigens eine bestimmte politische Gruppierung innerhalb der Revolutionäre, die aus Angehörigen der Arbeiterschicht bestand. Sie unterstützten die radikalen Jakobiner und erhofften sich von diesen die Umsetzung ihrer sozialen Forderungen.

Zu guter Letzt gehörte zur Ausstattung eines französischen Revolutionärs noch eine Carmagnole, eine bestimmte Jackenform. Der Name geht zurück auf ein französisches Tanzlied, das während der Revolution häufig gesungen wurde und den gestürzten König Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette verspottete. Carmagnole-Jacken wurden um 1790 von Arbeitern in Marseille getragen und von den Revolutionären nach Paris mitgebracht.
Sie wurde normalerweise nicht neu angefertigt, sondern aus einem älteren Kleidungsstück, das z.B. bereits stark abgenutzt war, einfach umgearbeitet – eine übliche Praxis armer Leute. Wer sich mit einer Carmagnole kleidete, wollte seine Nähe zum einfachen Volk demonstrieren. Darum wurde auch eine besonders radikale Gruppierung der Jakobiner „Carmagnoles“ genannt.

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