19.11.18

mit brieff und sigel. Formen der Schriftlichkeit im Mittelalter

(labw) Das Generallandesarchiv Karlsruhe präsentiert vom 14. November 2018 bis 1. März 2019 die Ausstellung "mit brieff und sigel. Formen der Schriftlichkeit im Mittelalter". Anhand ausgewählter Spitzenexponate des Generallandesarchivs stellt die Präsentation die Entwicklung der Schriftlichkeit vom 8. bis 16. Jahrhundert dar. Sie beantwortet die Frage, warum und wie Informationen festgehalten wurden.

GLAK 66_8553_1R_Ret_AusschnittKönig Karl III. (der Dicke) bestätigt dem Kloster Reichenau die von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen verliehene Immunität samt Königsschutz und freier Abtswahl; ohne Ort, 878 Januar 13 (Ausschnitt)Tennenbacher Güterbuch (1. Hälfte 14. Jahrhundert)
GLA Karlsruhe 66, Nr.8553

Unten: König Karl III. (der Dicke) bestätigt dem Kloster Reichenau die von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen verliehene Immunität samt Königsschutz und freier Abtswahl; ohne Ort, 878 Januar 13 (Ausschnitt)
GLA Karlsruhe A 15

Im Mittelalter nahm die pragmatische Schriftlichkeit aus unterschiedlichsten Gründen immer mehr zu. Kaiser, Könige, Päpste und andere weltliche und geistliche Mächtige stellten auf Wunsch der Empfänger Urkunden aus, um damit eine gewisse Rechtssicherheit zu gewährleisten. Urkunden der Könige Heinrich III. und Heinrich IV., der Päpste Urban II. und Paschalis II., des Bischofs von Konstanz, des Abtes des Klosters Reichenau aber auch des Pfalzgrafen bei Rhein zeigen diese Praxis der Rechtssicherheit eindrucksvoll.

Besitz– und Rechtsaufzeichnungen der Klöster bilden den zweiten Schwerpunkt der Ausstellung, in dessen Mittelpunkt zum einen der Rotulus Sanpetrinus des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald steht, zum anderen das in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandene Tennenbacher Güterbuch.

Im Laufe der Zeit veränderten sich die Formen der Schriftlichkeit. War das 999 von Kaiser Otto III. ausgestellte Marktprivileg für Villingen noch ein Prachtstück mit einer Bleibulle, so ist die 1418 für den Ort Emmendingen ausgefertigte königliche Markterhebungsurkunde ein eher bescheidenes Stück Pergament. Im Laufe der Jahrhunderte begann man immer mehr, auch Alltägliches schriftlich zu regeln. Erb– und Heiratsverträge der adligen Familien nehmen zu. Und bei Herrschaftswechsel oder gar beim Verkauf einer Herrschaft wurden deren Besitz und Einnahmen zuvor akribisch erfasst und deren Wert taxiert. Stücke aus der Herrschaft Hachberg belegen dies eindrucksvoll. Um die Originale zu schonen oder deren Existenz auf Reisen nicht zu gefährden, fertigte man in zunehmendem Maße Kopien in unterschiedlichsten Formen an.

Anniversarbücher und Nekrologien überliefern das Totengedächtnis der damaligen Zeit. Hier finden wir die in der betreffenden Kirche begrabenen Personen notiert sowie deren Todestag. Auch die Organisation des menschlichen Zusammenlebens wurde zunehmend schriftlich fixiert. Sogenannte Dingrodel oder Weistümer, Gemeindestubenordnungen oder die Regelung von Frondiensten sind aussagekräftige Beispiele für diesen Rechtsbereich.

Manchmal kommt es auf das "Kleingedruckte" an. Dreht man eine Urkunde um, so finden sich auf der Rückseite oft weiterführende, mehr oder weniger zeitgenössische Hinweise.

Die Ausstellung zeigt wertvolle Exponate aus den Magazinen des Generallandesarchivs, die in vielen Fällen in großen kulturgeschichtlichen Ausstellungen in ganz Europa zu sehen waren. In der Präsentation in Karlsruhe werden diese Spitzenstücke mittelalterlicher Schriftlichkeit erstmals in einer Ausstellung zusammen erfahrbar.

Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 3
14. November 2018 - 1. März 2019

Die Termine der Begleitveranstaltungen sind in unserem Terminkalender verzeichnet

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