2.10.18

Verlagert – demontiert – ausgeschlachtet: Goldfisch 1944-1974

Vom NS-Rüstungsbetrieb zur Maschinenfabrik Diedesheim

Das Generallandesarchiv lädt am Donnerstag, den 18. Oktober, um 18 Uhr zu einem Vortrag über die NS-Kriegswirtschaft im badischen Raum ein. Dr. Tobias Markowitsch referiert dabei die Ergebnisse seiner Heidelberger Dissertation „Verlagert – demontiert – ausgeschlachtet: Goldfisch 1944-1974: Vom NS-Rüstungsbetrieb zur Maschinenfabrik Diedesheim“ und beleuchtet den unter dem Namen „A8“/Goldfisch codierten Verlagerungsprozess des Daimler-Benz-Flugmotorenwerk Genshagen in die unterirdische Gipsstollenanlage nach Obrigheim am Neckar. Markowitsch zeigt das enge Zusammenspiel zwischen NS-Regime und deutscher Wirtschaft und den damit verbundenen Wandel des strukturschwachen Elzmündungsraum zur überforderten Region.

Im Februar 1944 sah sich die NS-Führung gezwungen, kriegswichtige Produktionsstandorte aufgrund der verstärkten Luftoffensive der alliierten Streitkräfte zu dezentralisieren oder unter Tage zu verlagern. „Ohne bürokratische Hemmungen“ sollte der von Albert Speer und Erhard Milch geleitete „Jägerstab“ agieren, um eine kriegsentscheidende Wende herbeizuführen. Die Entscheidung, Fabrikationsstätten in „bombensichere Gebiete“ zu verlagern, veränderte das Gesicht zahlreicher Regionen im ländlichen Raum.

Die Geschichte des zweitgrößten Verlagerungs-projektes des Deutschen Reichs endet jedoch nicht mit dem Zusammenbruch des Regimes. Als Reparationsobjekt Nr. 13 war Goldfisch einer der ersten Rüstungsbetriebe, der von der Sowjetunion im amerikanischen Sektor demontiert wurde. Die sich am Horizont abzeichnende Konfrontation zwischen der UdSSR und den westlichen Alliierten spiegelte sich in der Nachkriegsgeschichte im Elzmündungsraum wider, der zum Abbild globaler und deutscher Geschichte wird.

Auch personell und strukturell findet Goldfisch nach 1945 seine Fortsetzung: Als Neuanfang für frühere Daimler-Benz-Mitarbeiter und -Führungspersonen, als geeigneten Standort für die Bundeswehr und als wirtschaftlichen Stabilitätsfaktor des ländlichen Raums – ein Erbe, das bis heute in der Region sichtbar ist.

Dr. Tobias Markowitsch ist Lehrer am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe und Bereichsleiter Geistes- und Gesellschaftswissenschaften der Schülerakademie Karlsruhe e.V. Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Bismarck-Forum statt.

Vortrag von Dr.Tobias Markowitsch, Karlsruhe
18.10.2018, 18 Uhr
Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 3, 76133 Karlsruhe
Eintritt frei

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