2.5.18

Modellprojekt "Krebssperren" zum Schutz der einheimischen Flusskrebse

Vorstellung des Modellprojektes zum Schutz des Dohlen- und Steinkrebsbestands in den Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg

(rpk) Die Regierungspräsidien Karlsruhe und Freiburg setzen sich mit dem Modellprojekt „Krebssperren zum Schutz des Dohlen- und Steinkrebsbestandes“ für den Schutz des Bestandes der seltenen einheimischen Dohlen- und Steinkrebse ein. In dem von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Projekt werden beispielhaft Maßnahmen umgesetzt und deren Erfolg evaluiert. Durch den Bau von Krebssperren sollen die einheimischen Krebsarten vor aus Nordamerika stammenden, invasiven und die Krebspest verbreitenden Krebsarten, geschützt werden.

Dohlenkrebs (Austropotamobius (p.) pallipes). Foto: Ch. Chucholl/ Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0)

Unten: Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Foto: Christoph Leeb /Wikimdia Commons CC BY-SA 3.0

Am 23. April informierten sich Staatssekretär Dr. Andre Baumann und Regierungspräsidentin Nicolette Kressl vor Ort am Heimbach bei Baden-Baden über das Modellprojekt. „Es ist leider so, dass sowohl Steinkrebs als auch Dohlenkrebs massiv bedrohte Arten sind. Und für beide tragen wir in Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung, weil bei uns der Großteil der bundesweiten Population beheimatet ist. Krebssperren sind ein wirksamer Schutz unserer heimischen Arten, deshalb bin ich froh und dankbar, dass die Stiftung Naturschutzfonds dies in den Regierungspräsidien Karlsruhe und Freiburg unterstützt“, erklärte Staatssekretär Dr. Baumann.

Ziel des Modellprojektes „Krebssperren zum Schutz des Dohlen- und Steinkrebsbestandes“ ist es, die Lebensstätten heimischer Flusskrebse (Stein-, Dohlen- und Edelkrebse) durch den Bau von wirksamen physikalischen Wanderbarrieren, den Krebssperren, vor einwandernden Signalkrebsen zu schützen. Im Jahr 2014 wurden hierfür 30 Bäche in sieben Gewässersystemen der Regierungsbezirke Karlsruhe und Freiburg für Voruntersuchungen ausgewählt. Die Ausbreitungsgrenzen der Signalkrebse wurden erfasst und geeignete Standorte für Krebssperren vorgeschlagen. In der Folge wurden 2015/2016 in neun Gewässern zehn Krebssperren durch mehrere städtische/kommunale Bauhöfe errichtet. Im Zuge einer Evaluation wurde 2017 die Wirksamkeit dieser Anlagen überprüft sowie Vorschläge zur Optimierung bei Mängeln ausformuliert. Für jede Krebssperre wurde zudem ein eigenes Pflegekonzept erstellt. Die Ausbreitungsgrenzen der Signalkrebse in Richtung der Sperren wurden entsprechend aktualisiert und die heimischen Bestände in allen zehn Oberläufen genauer erfasst.

Das Projektgebiet umfasst mehrere Teilgebiete in den Regierungsbezirken Karlsruhe und Freiburg. Für den Steinkrebs: Rhein-Neckar-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis, Stadtkreis Baden-Baden, Gewässer: Rotenbach, Heimbach und Oos. Für den Dohlenkrebs: Landkreis Lörrach und Landkreis Waldshut.

„Dieses Beispiel zeigt, dass oftmals ein aktives Management erforderlich ist, um unsere Artenvielfalt zu erhalten. Hierzu erstellen wir für die europäisch geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Managementpläne und kümmern uns – gemeinsam mit verschiedenen Partnern, wie hier der Stadt Baden-Baden - um deren Realisierung“, so Regierungspräsidentin Nicolette Kressl.

Heimische Flusskrebse zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen. Hauptursache für den fortschreitenden Rückgang ist die Ausbreitung invasiver nordamerikanischer Flusskrebse, insbesondere des konkurrenzstarken Signalkrebses, sowie die von diesen übertragene Krebspest. Die Krebspest wird durch einen pilzähnlichen Erreger verursacht, der ausschließlich Flusskrebse befällt und für heimische Arten absolut tödlich ist. Im Heimbach gibt es noch einen Bestand an Steinkrebsen von rund 130 Tieren. Durch eine sich rasch ausbreitende Signalkrebs-Population drohte der Steinkrebs im Heimbach unwiederbringlich ausgelöscht zu werden. Die Signalkrebse sind dort bereits bedrohlich nahe an die Steinkrebs-Population herangerückt. Deren sicheres Aussterben war somit nur noch eine Frage der Zeit. Um das zu verhindern, wurde ein bereits bestehender Absturz oberhalb der Ausbreitungsfront der Signalkrebse von der Stadt Baden-Baden so modifiziert, dass ein Eindringen von Signalkrebsen in den Steinkrebsbestand dauerhaft verhindert wird. Dazu wurde der Absturz mit glatten Blechen ausgekleidet, die ein Aufwärtswandern der Signalkrebse unmöglich machen sollen.

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