5.12.18

Schloss Mannheim

Kostbarer Neuzugang im Schloss: Porzellantisch des Kurfürsten

(ssg) Ein Porzellantisch aus der Manufaktur Frankenthal gehört jetzt zu den Stücken, die in Schloss Mannheim zu sehen sind. Der kostbare Neuzugang wurde gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. „Dieses neuen Stück vereint kurpfälzische Provenienz und Mannheimer Identität in vielfältiger Weise – und es erhöht durch seine Einzigartigkeit und Qualität den Glanz der Sammlungen von Schloss Mannheim“, erklärte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die Kulturstiftung der Länder hat den Erwerb des Konsoltisches aus Frankenthaler Porzellan durch ihre Unterstützung ermöglicht.

Aufsehenerregendes Stück nicht nur in Fachkreisen
Als das fürstliche Möbel vor einem guten halben Jahr im Auktionshandel in Berlin auftauchte, erregte es Aufsehen in den Feuilletons: So rar und ungewöhnlich ist das Stück. Damals war auch gleich klar, dass der Konsoltisch in ein Schloss des pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor (1724–1799) gehört: Das Stück gibt seine Herkunft durch das Monogramm des Herrschers zu erkennen, gekrönt durch den Kurhut. Den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg gelang es denn auch, mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder das herausragende Möbel zu kaufen.

Konsoltisch aus der Produktion der kurpfälzischen Porzellanmanufaktur FrankenthalKonsoltisch aus der Produktion der kurpfälzischen Porzellanmanufaktur Frankenthal, DetailKonsoltisch aus der Produktion der kurpfälzischen Porzellanmanufaktur Frankenthal

Unten: Monogramm des Kurfürsten und Kurhut

Meisterwerk der Manufaktur Frankenthal
„Das Objekt ist ein Unikat und ein einzigartiges Zeugnis Frankenthaler Porzellankunst des 18. Jahrhunderts“ sagt Dr. Uta Coburger, die Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für Schloss Mannheim. „In Fachkreisen ist kein weiteres Objekt dieser Art bekannt.“ Die Kenner der Porzellanmanufaktur Frankenthal ordnen die Porzellanarbeit dem Modelleur und Hofbildhauer Franz Conrad Link (1730-1793) zu. Beine und Tischplatte, die heute in Holz und Marmor ersetzt sind, waren wohl ursprünglich auch aus Porzellan; sie sind aber verloren – wahrscheinlich wegen der Zerbrechlichkeit des Materials. Erhalten aber ist die vordere Tischzarge aus Porzellan, also der größere Teil, geschmückt mit dem kurfürstlichen Monogramm CT und Kurhut im typischen Rocaillen-Dekor der Zeit. Der hölzerne Unterbau wurde wohl schon Ende des 18. Jahrhunderts im Stil der kurfürstlichen Möbel ergänzt. Konsoltische, flache Tische, direkt an einer Wand montiert und meist reich geschmückt, gehörten zur Ausstattung herrschaftlicher Räume.

In den Mannheimer Inventaren der Zeit schon erwähnt
Inzwischen kennen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg auch den Nachweis für das Schloss: Denn die Inventare der Jahre 1775 bis 1800 vermerken dieses besondere Möbel in herausgehobener Weise, wie die führende Expertin für Frankenthaler Porzellan, Dr. Barbara Beaucamp-Markowsky, herausfand: „Ein porcellainener Consol tisch nebst Blat von frankenthal“ (Inventar 1775). Dr. Coburger: „Das bestätigt den besonderen Status, den dieses Stück bereits im 18. Jahrhundert einnahm“.

Die anspruchsvollste Schöpfung der Manufaktur
So viel ist sicher: Das ursprünglich ganz aus weißem, goldstaffiertem Porzellan bestehende Möbel stellte nicht nur eine künstlerische, sondern vor allem auch eine technische Meisterleistung der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur dar. Dr. Barbara Beaucamp-Markowsky, bezeichnet den Tisch als „eine der anspruchsvollsten Schöpfung der Frankenthaler Manufaktur“. Sie verweist darauf, dass solche kapitalen Kostbarkeiten als exklusive Einzelstücke für den Kurfürsten zur Repräsentation im Mannheimer Schloss hergestellt wurden. Sie dienten dem Ruhm des Herrschers ebenso wie dem seiner Manufaktur.

Schon im 18. Jahrhundert beschädigt und restauriert
In den Jahren 1775 und 1800 ist der Tisch noch in den Inventaren des Schlosses erwähnt. Während dieser Zeit ging der Tisch vermutlich in die Brüche und das Hauptstück der Vorderseite, die Zarge, wurde an einen aus Lindenholz geschnitzten Konsoltisch montiert.

Hohe Relevanz für Schloss Mannheim
„Dieser außerordentliche Neuzugang vereint kurpfälzische Provenienz und Mannheimer Identität in vielfacher Weise“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann und weist auf die vielfältigen und ganz konkreten Bezüge hin: das bekrönte Monogramm Carl Theodors, den Nachweis in den Mannheimer Schlossinventaren, die belegte Verwendung als kurfürstliches Repräsentationsmöbel und schließlich die Rolle als technische Meisterleistung der kurpfälzischen Manufaktur. „Wir haben dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder ein Stück für Schloss Mannheim wiedergewonnen, das Kurpfälzer wie Mannheimer Geschichte verkörpert und die Sammlung Frankenthaler Porzellan nicht nur ergänzt, sondern auch um ein herausragendes Unikat bereichert.“ Zu sehen ist der Konsoltisch ab sofort im Großen Kabinett, dem ehemaligen Schlafzimmer des kaiserlichen Quartiers, neben anderen herausragenden Mobilien Kurpfälzer Zeit.

Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder
Auf bisher unbekannten Wegen verließ das fragile Objekt den fürstlichen Besitz und tauchte erst 1991 bei einer Auktion in New York wieder auf. Nachdem sich das originale Fragment in verschiedenen Privatsammlungen befand, bot sich den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg im Mai dieses Jahres die Chance, den kompletten Konsoltisch im Berliner Auktionshaus Grisebach zu ersteigert. Das Vorhaben, die mit dem Monogramm des Kurfürsten geschmückte Porzellanzarge für das Schloss Mannheim zurückzuerwerben, unterstützte die Kulturstiftung der Länder anteilig mit 13.000 Euro. So kann das Porzellan-Möbel an seinem historischen Aufstellungsort den Besucherinnen und Besuchern einen glanzvollen Eindruck der höfischen Repräsentationskultur vermitteln.

Barockschloss Mannheim
Öffnungszeiten: Di – So und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr

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