3.8.18

Was hat Palermo mit dem oberrheinischen Kulturerbe zu tun?

Palermo ist die Hauptstadt der Autonomen Region Sizilien, das politische und kulturelle Zentrum der Insel und mit 673.735 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Italiens. Die Stadt liegt an einer Bucht des Tyrrhenischen Meeres an der Nordküste Siziliens, die im Norden vom rund 600 Meter hohen Monte Pellegrino begrenzt wird.

Alitalia fliegt in vier Stunden direkt von Frankfurt nach Palermo, mit der Bahn braucht man mit einige Male umsteigen einen ganzen Tag, Fährverbindungen bestehen von Genua oder Neapel. Mit dem Auto benötigt man für die 2000 km 21 Stunden reiner Fahrzeit. Google Maps sagt, zu Fuß seien es nur 1600 km, wenn man ab Civitavecchia die Fähre nimmt und rechnet mit 247 Stunden.

Palermo, DomIn der Werkstatt eines GipsabgießersPalermo, Dom

Unten: In der Werkstatt eines Gipsabgießers

Weit weg also, mit einer Geschichte von den Phöniziern über die Griechen, Römer, Byzantiner, Araber, Normannen, Staufer .....

Staufer? Friedrich II. und sein Vater Heinrich VI. liegen im Dom in Palermo begraben. Hier verbrachte der Staufer seine Kindheit, der das Grundmuster für den Bau der Tiefburgen in Lahr und Dautenstein vorgab. Beide ähneln auf verblüffende Weise den Stauferburgen in Catania und Syracus.

Friedrich II. Sohn Manfred hatte eine Tochter Konstanze, die Peter III. von Aragon heiratete. Dieser war ab 1282 als Peter I. König von Sizilien. Als König von Sizilien folgte ihm nach seinem Tod 1296 sein dritter Sohn Friedrich II., dessen Sohn Peter II. 1337 das sizilianische Königtum fortsetzte. Dessen Tochter Beatrix heiratete 1345 den Heidelberger Pfalzgrafen Ruprecht II. und wurde so die Mutter des späteren deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz.

Ihre Tante Margarete aber, 1331 geboren, heiratete drei Jahre später, 1348 den Pfalzgrafen Rudolf II. Offenbar war die Ehe mit Sizilien für die Pfalzgrafen von eminenter Wichtigkeit. Kinder gab es keine aus dieser Verbindung.

Wichtig waren die beiden Sizilianerinnen allerdings, denn mit ihnen fanden die Pfalzgrafen Anschluss an die staufische "Blut-Linie", gewannen so für ihre Nachkommen den Stauferkaiser Friedrich II. als Vorfahren.

Sizilien mit Palermo ist also ein wichtiger Punkt in der Vernetzungslandschaft des Oberrheins.

Palermo hat einen Palazzo Normanno, einen Königspalast, in dem auch die Könige aus dem Haus Aragon-Sizilien residierten. Normanisch ist auch die Palastkapelle, deren Name allerdings nur nach unserer Pfalz klingt - Capelle Palatina ist eben nur die Kapelle der Königspfalz. Der Dom von Palermo ist alt-ehrwürdiges Ziel deutscher Studienreisenden, die die Gräber der Stauferkaiser besuchen.

Unter anderem aus Sizilien kamen die Zitronen- und Orangenbäume, die als exotische Kostbarkeit die fürstlichen Gärten des 16. bis 18. Jahrhunderts zierten.

Die Stadt ist seit jeher Mosaik verschiedener europäischer Kulturen und aufgrund ihrer Geschichte Schnittstelle zur arabischen Welt (die wiederum die Stauferzeit entscheidend geprägt hatte) und zieht ihre Besucher mit einem faszinierenden Reichtum an Kulturschätzen und lebhafter Atmosphäre in ihren Bann.

2018 ist die Stadt an der "Conca d'Oro" Italiens Kulturhauptstadt und überrascht Einheimische und Fremde mit einem reichen kulturellen Programm.

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