12.10.18

Schloss Rastatt

1818 / 1918. Die Großherzöge von Baden in den Schlössern Rastatt und Favorite

(ssg) Nicht nur das Barock gab es in Rastatt. Das bislang nur wenig bekannte Schicksal der beiden Rastatter Schlösser im 19. Jahrhundert wird erstmals mit zahlreichen Exponaten und faszinierenden Geschichten in einer Sonderausstellung lebendig. Zwei folgenreiche Ereignisse sind Anlass für ganz neue Einblicke: Vor 200 Jahren, am 8. Dezember 1818, starb Großherzog Karl von Baden – er regierte von 1811 bis 1818 – in Schloss Rastatt ohne männlichen Erben. Im November 1918, vor 100 Jahren, war in Baden wie in ganz Deutschland die Monarchie zu Ende. Die Ausstellung, eine Kooperation der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und des Wehrgeschichtlichen Museums Rastatt, ist vom 7. November 2018 bis 10. Februar 2019 in Schloss Rastatt zu sehen.

Viele Ausstellungsstücke erstmals zu sehen
Mehr als 100 Exponate, darunter noch nie oder nur selten gezeigte Fundstücke aus ihren Depots, haben die beiden Institutionen und zahlreiche Leihgeber aus der Region beigesteuert. Eine Ölskizze von Großherzogin Stephanie (1789–1860) und ihrer kleinen Tochter Luise reist eigens aus der Gemäldegalerie Alte Meister in Schloss Wilhelmshöhe in Kassel an. Großherzog Karl war zwangsweise eng mit Napoleon verbunden: Er war der Ehemann der Adoptivtochter des französischen Kaisers und Mitglied des Rheinbunds. Dass man den von Napoleon bevorzugten Empirestil auch in Baden schätzte, zeigt zum Beispiel die Wiege für die Kinder des Großherzogspaares zeigt – Kunsthandwerk auf höchstem Niveau.

Soldaten zum Gruppenbild vor dem Schloss Favorite aufgebaut. Foto: Wehrgeschichtliches Museum/SSG

Großherzog Karl von Baden (+1818). Foto: lmz496556/Arnim WeischerOben: Soldaten zum Gruppenbild vor dem Schloss Favorite aufgebaut. Foto: Wehrgeschichtliches Museum/SSG

Links: Großherzog Karl von Baden (+1818). Foto: lmz496556/Arnim Weischer

Die Darstellung einer zu wenig bekannten Zeit in Rastatt
„Mit dieser Ausstellung schließen wir eine wichtige Lücke in der Erforschung und in der Darstellung der Geschichte der Rastatter Schlösser“ erläuterte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg bei der Eröffnung der Ausstellung. Die Geschichte vor der eigenen Haustür ist Teil der großen deutschen und europäischen Politik. Gerade dieses „Zusammenspiel von internationalen und regionalen Verflechtungen“ macht die Ausstellung für Dr. Alexander Jordan, den Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums, so besonders: „Die europäischen Königshäuser waren zu Gast in Rastatt und zeigen die Bedeutung dieses Ortes.“

Zeitzeugenberichte zum Hören und Mitleben
Auch im 19. Jahrhundert war das barocke Lustschlösschen Favorite für Karls weitläufige Familie noch immer ein Refugium. Unter anderem waren seine Schwestern Kaiserin Elisabeth von Russland, Königin Friederike von Schweden und Königin Karoline von Bayern dort zu Gast. In der Ausstellung versetzen vertonte Zeitzeugenberichte aus dem engsten Umfeld der Großherzöge die Besucherinnen und Besucher ganz unmittelbar in diese Zeit – für Kuratorin Sandra Eberle ein wichtiger Schlüssel zur Annäherung an das Thema. Der Tod des Großherzogs Karl im Jahr 1818 bedeutete einen Einschnitt: Das Aussterben der legitimen badischen Fürstenfamilie stand kurz bevor. Als Nachfolger gab es zwar noch seinen Onkel Großherzog Ludwig I. (reg. 1818–1830), doch hatte dieser ebenfalls keinen standesgemäßen Erben. Erst wenige Tage vor Karls Tod wurde der Bestand des Territoriums und der Übergang der Thronfolge auf die ursprünglich nicht zur Erbfolge berechtigte Hochberg-Linie international anerkannt.

Exponate zeigen Geschichte bis ins 20. Jahrhundert
Während der Badischen Revolution 1848/49 wurden historische Beutestücke des Türkenlouis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655–1707) aus dem Rastatter Schloss entwendet. Drei der damals gestohlenen Waffen sind in der Ausstellung zu sehen – zusammen mit weiteren Objekten aus der Türkenbeute (heute Badisches Landesmuseum), denn den „Türkenlouis“ verehrte man gerade im 19. Jahrhundert wieder besonders. Aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden seltene Originalfotografien, 60 digitale Fotos und zahlreiche Zeugnisse des Militärs präsentiert, das zunehmend ins Rastatter Schloss einzog. Ergänzende Exponate sind in einem speziellen Rundgang in der Dauerausstellung des Wehrgeschichtlichen Museums zu erleben.

Aktion „Bürger stürmt eure Schlösser“
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erinnern in diesem Jahr daran, dass es genau ein Jahrhundert her ist, dass der erste Weltkrieg endete, die Monarchen abdankten und in Deutschland die Zeit der Demokratie begann. Am 9. November 1918, vor 100 Jahren, wurde die Republik ausgerufen, auch in Baden und Württemberg. Zugleich wurden damit die Residenzschlösser zu Museen und zu Orten, die nun allen gehörten. Am 10. und 11. November gibt es daher freien Eintritt in neun Schlössern – auch in Schloss Rastatt und in der aktuellen Sonderausstellung. Der Titel der Aktion: „Bürger stürmt eure Schlösser“! Dazu kommt als Extra eine Fotoaktion: Alle, die ihr Selfie aus einem der neun teilnehmenden Schlösser und mit dem Hashtag #StürmteureSchlösser versehen auf Facebook oder Instagram hochladen, nehmen an einer Verlosung teil. Damit die Fotos besonders stimmungsvoll werden, gibt es in den Schlössern zum Verkleiden Hüte, Mützen und andere Accessoires, die an die bewegte Zeit vor 100 Jahren erinnern. Alle Informationen finden sich auch im Internetportal www.schloesser-und-gaerten.de oder direkt unter www.stuermteureschloesser.de.

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