21.3.18

Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee

Internationale Sonderausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum Vaduz

(llv) Das Liechtensteinische Landesmuseum zeigt vom 15. März bis 23. September 2018 in Kooperation mit dem Amt für Kultur, Archäologie die länderübergreifende Ausstellung «Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee». Diese präsentiert spannende Erkenntnisse aus der Zeit, als der Bodenseeraum Teil des Römischen Reichs war.

Stadt, Land, Fluss
Um 15 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet rund um den Bodensee. Damit begann für die Region eine prosperierende Epoche, die erst im Laufe des 3./4. Jahrhundert. n. Chr. mit den räuberischen Einfällen der Germanen endete. In der Ausstellung «Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee» wird diese Epoche in all ihren Facetten beleuchtet. Die zahlreichen Funde und Lebensbilder geben einen einprägsamen Einblick in das Alltagsleben.

Legionärshelm - Bronze, Typ Hagenau. Besitzerinschrift: N(umeri) Po(m)poni C(enturia) L(uci) Turetedi Co(ho)rt(e) III. Schaan, Wisseler | 10 v. Chr.–70 n. Chr.Wagenbeschlag in Form eines Delphins aus St. Margrethen - © Kantonsarchäologie St. Gallen Unter römischem Einfluss veränderte sich das Leben der Bevölkerung. Latein wurde als Amtssprache eingeführt und ist im Laufe der Jahrhunderte mit den einheimischen Dialekten zum Rätoromanischen verschmolzen. Ebenso wurden Sitten und Gebräuche der Eroberer übernommen und die einheimische Götterwelt durch römische Göttinnen und Götter erweitert. Die Schriftlichkeit hielt Einzug.

Bregenz wurde zum regionalen Zentrum mit einem grossen Tempelbezirk, Wohnquartieren und einem Hafen. Entlang der gut ausgebauten Verkehrsachsen entstanden Siedlungen und mehr als 120 Gutshöfe. In den Zeiten des Friedens vom 1. bis 3. Jahrhundert erfreute sich die Bevölkerung eines wachsenden Wohlstands, der sich nicht nur in der Bekleidung und im Wohnkomfort niederschlug.

Legionärshelm - Bronze, Typ Hagenau. Besitzerinschrift: N(umeri) Po(m)poni C(enturia) L(uci) Turetedi Co(ho)rt(e) III. Schaan, Wisseler | 10 v. Chr.–70 n. Chr.
© vorarlberg museum

Wagenbeschlag in Form eines Delphins aus St. Margrethen - © Kantonsarchäologie St. Gallen

Technische Neuerungen im Bauwesen und Innovationen in der Küche erlaubten zumindest den besser gestellten Einwohnern ein angenehmes Leben. Erstmals wurden in unserer Region Gebäude mit vermörtelten Steinmauern und Ziegeldächern errichtet. Wer es sich leisten konnte, liess sich Mosaikfussböden, farbeprächtige Wandmalereien und Glasfenster einbauen. Wasserleitungen sowie Bodenheizungen gehörten zum Standard. Nahrungsmittel und Luxusgüter, wie Wein, Austern, Granatäpfel, Feigen, Olivenöl, Fischsauce, Gewürze, reich verziertes Geschirr und Glasgefässe, importierte man über teilweise enorme Distanzen. Bezahlt wurden diese teuren Waren mit Münzen, auf denen der jeweils regierende Kaiser oder dessen Gattin mit Portrait abgebildet war.

Auch die Friedhöfe mit den Verstorbenen und deren Grabbeigaben liefern Hinweise auf das damalige Leben. Dadurch können beispielsweise Bestattungssitten, Gesellschaftsstruktur, Krankheiten und das Lebensalter rekonstruiert werden.

Als besonderes Highlight ist ein in Schaan gefundener Legionärshelm ausgestellt, bei dem der Name des Besitzers eingraviert ist. Nach seiner Entdeckung im Jahr 1887 wurde der Helm nach Vorarlberg verkauft. Er ist normalerweise im vorarlberg museum in Bregenz ausgestellt und im Landesmuseum lediglich als Kopie zu sehen.

Ein grenzüberschreitendes Projekt
Die Ausstellung «Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee» entstand in Kooperation von Museen und archäologischen Diensten aus Liechtenstein, der Schweiz, Österreich und Deutschland unter der Federführung des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und des Amts für Archäologie Thurgau. Begleitet wird die Ausstellung von einem reich bebilderten Katalog, der im Shop des Landesmuseums erhältlich ist.

Fragment einer Weinamphore aus dem vicus Orsingen (D), Sammlung Wollheim. © Foto Urs Leuzinger (Amt für Archäologie des Kantons Thurgau), Objekt: Archäologisches Hegaumuseum, SingenSonderschau «Wie Perlen an einer Schnur»
Die Abteilung Archäologie des Amts für Kultur erweitert die Ausstellung speziell für die Präsentation im Liechtensteinischen Landesmuseum durch die Sonderschau «Wie Perlen an einer Schnur – Römische Besiedlung in Liechtenstein». In fast allen Gemeinden sind Funde und Befunde dieser prägenden Epoche überliefert. Die Globalisierung hielt im Alpenrheintal, in der Provinz Rätien gelegen, Einzug. In den anderen römischen Provinzen hergestellte Waren sind auch bei uns in den Handel gekommen. Dies änderte sich im Laufe des 3. Jahrhunderts durch die Raubzüge der aus dem Norden einfallenden Germanen abrupt. Gutshöfe wurden geplündert. Die Menschen zogen sich zeitweise in geschützte Höhensiedlungen zurück, zum Beispiel auf die oberhalb von Schaan gelegene Anhöhe Krüppel. Im 3. und 4. Jahrhundert versuchten die römischen Kaiser, der Situation mit dem Bau von Kleinkastellen Herr zu werden, so auch in Schaan in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Im Laufe des 5. Jahrhunderts zogen sich das römische Militär und die Verwaltung nach Italien zurück. In unserer Region ging die römische Epoche zu Ende, das Frühmittelalter begann.

Mitmachstationen und Begleitprogramm

Mehrere Mitmachstationen laden die kleinen und grossen Besucherinnen und Besucher ein, selbst aktiv zu werden. So können u. a. die römische Rundmühle und ein Astragaloi, ein antikes Würfelspiel, ausprobiert und Postkarten mit römischen Göttinnen und Göttern ausgemalt werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, wie in der Antike auf Wachstafeln zu schreiben. Die Ausstellung wird mit Vorträgen und öffentlichen Führungen umrahmt. Für Schulklassen bietet die Bildung und Vermittlung spezielle Angebote.

Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee
Liechtensteinisches Landesmuseum
15. März bis 23. September 2018
Di, Do bis So 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr, Mo geschlossen
Städtle 43, 9490 Vaduz, Fürstentum Liechtenstein
www.landesmuseum.li


im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2018
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr