1.2.19

Die Gendarmerie zu der Zeit der Belle Epoque aus der Sicht vom Petit Journal

Ausstellung im Polizeipräsidium Mannheim

(polma) Belle Epoque wird die Zeit des Friedens zwischen dem deutsch-französischen Krieg von 1870-1871 und dem ersten Weltkrieg (1914-1918) genannt. Sie zeichnet sich besonders durch Fortschritte in der Wirtschaft und der Technik (Aufschwung der Industrie, Stabilität des Franc und Anfänge des Automobils zum Beispiel), in der Politik (Demokratisierung der Institutionen) und in der Gesellschaft (verfeinertes bürgerliches Lebensgefühl und Entstehung von Gewerkschaften) aus.

"Durch die italienische Besetzung erhält Tripolitanien Anteil an der Zivilisation" (aus der Ausstellung) "Paris hat fröhlich getanzt" (29. Juli 1914"Die Trauer des alten Kaisers - 'Mir bleibt auf dieser Erde auch nichts erspart'" (26. Juli 1914)Links: "Durch die italienische Besetzung erhält Tripolitanien Anteil an der Zivilisation" (aus der Ausstellung) - Tripolitanien ist das heutige Libyen.

Darunter: "Paris hat fröhlich getanzt" (29. Juli 1914) und "Die Trauer des alten Kaisers - 'Mir bleibt auf dieser Erde auch nichts erspart'" (26. Juli 1914).

Beide Abbildungen: Source gallica.bnf.fr / BnF (nicht in der Ausstellung)

Der Ausdruck Belle Epoque wurde im Frankreich der Zwischenkriegszeit im Rückblick auf die Zeit geprägt, die im Nachhinein wie ein wahrlich goldenes Zeitalter erschien. Von der Belle Epoque zu sprechen kann jedoch oft trügerisch sein und deshalb legen Historiker viel Wert darauf, auch die verschiedenen Missstände und Krisen der Zeit zu erwähnen: die Affaire Dreyfus, Aufschwung der Kriminalität, etc., nicht zu vergessen die beginnende Rivalität der Staaten im Zeitalter des Imperialismus.

Die Belle Epoque stellt jedoch eine Zeit der Festigung des republikanischen Regimes dar, welches durch zentrale Figuren wie die Grundschullehrer getragen wurde, die die Schulbildung bis in die entferntesten Gegenden brachte. Unter diesen beliebten Figuren ist der Gendarme genauso wichtig: als zuverlässiger Diener des Staates ist er auch im ganzen Staatsgebiet präsent und somit der Bevölkerung sehr nahe.

Die Gendarmerie nationale ist eine der ältesten militärischen Institutionen Frankreichs, entstanden aus der Maréchaussée. Ihren aktuellen Namen bekam sie während der französischen Revolution. Die Gendarmerie, die während der Dritten Republik dem Kriegsministerium unterstand, ist eine Polizeikraft mit Militär-Status. Hauptsächlich ist sie damit beauftragt, über die Einhaltung der Ordnung und Sicherheit im ganzen Staatsgebiet zu wachen und mit der Kriminalpolizei zusammenzuarbeiten.

In der Dritten Republik wurde die Gendarmerie verstärkt - besonders in den Kolonien - und erwies sich als unentbehrliches Korps für die öffentliche Ordnung. Der Gendarme ist also jemand, der mal geschätzt, mal gefürchtet, aber immer respektiert wird.

Die Untersuchung von Zeitungen, welche zu dieser Zeit ein goldenes Zeitalter erlebten (aufgrund technischen Fortschritts, der Alphabetisierung und des Gesetzes für Pressefreiheit von 1881), erlaubt uns zu verstehen, wie die Figur des Gendarms von der französischen Gesellschaft wahrgenommen wurde und welche Rolle die Gendarmerie in der Belle Epoque sowohl im Alltag als auch bei bedeutenden historischen Ereignissen spielte.

Die Lektüre des Petit Journals erweist sich in diesem Punkt als besonders interessant. Le Petit Journal wurde 1863 von Moise Polydore Millaud gegründet und war eine der größten französischen Tageszeitungen zur Zeit der Belle Epoque. Sie war besonders günstig, da sie auf einer Rotationsmaschine gedruckt wurde (5 Cent anstatt 15 Cent für andere Zeitungen), ein kleineres und somit praktischeres Format (43x50cm) als ihre Konkurrenten hatte und - ohne Abonnement - im Einzelverkauf entweder in Geschäften oder an der Tür verkauft wurde. Le Petit Journal besticht hauptsächlich mit einem unterhaltsamen Inhalt, der aus diversen Sensationsgeschichten, Gerichtsberichterstattungen, Fortsetzungsromanen und Horoskopen besteht. Sie entwickelte sich also zu einem zentralen Vertreter der modernen, auflagenstarken Mainstream-Tagespresse, die in ganz Frankreich Erfolg verzeichnete. Außerdem gab es jede Woche ab 1884 eine illustrierte Beilage, die im Jahre 1895 schon eine Million Exemplare zählte. Die illustrierte Beilage des Petit Journals stellt also eine wertvolle Bildquelle dar, die über die Belle Epoque Aufschluss gibt.

Die im Polizeipräsidium Mannheim vorgestellte Austellung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die nationale Gendarmerie zur Zeit der Belle Epoque mit 32 aus Titelseiten der Supplément illustré du Petit Journal bestehenden Tafeln näher zu bringen. (Abbildung oben: Aus der Ausstellung)


Die Ausstellung wird bis 22. März 2019 im Polizeipräsidium Mannheim zu sehen sein.

Für interessierte Besucher ist die Ausstellung geöffnet jeweils am Dienstag und Donnerstag von 17 - 20 Uhr und ab 2. Februar jeweils am Samstag in der Zeit von 13 - 18 Uhr.

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