14.6.19

Augustinermuseum Freiburg

Blauer Himmel über Baden

Ortsansichten von Johann Martin Morat im Haus der Graphischen Sammlung

(stfr) In zarten und doch leuchtend klaren Farben hat Johann Martin Morat im 19. Jahrhundert die Eindrücke seiner Schwarzwälder Heimat eingefangen. Seine topografisch exakten Darstellungen vermitteln uns heute erstaunlich genau, wie sich unsere Region damals den Menschen zeigte. Über 50 seiner detailreichen Gouachen und aquarellierten Bleistiftzeichnungen sind seit Anfang Mai bis 1. September im Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum in der Schau „Blauer Himmel über Baden. Ortsansichten des 19. Jahrhunderts von Johann Martin Morat“ zu sehen.

Ab den 1820er Jahren wurden realistische Orts- und Landschaftsdarstellungen im noch jungen Großherzogtum Baden zunehmend populär. Nicht nur im Adel, auch im aufstrebenden Bürgertum wuchs das Interesse an der Geschichte und Lage des eigenen Wohnorts. Man umgab sich zu Hause gerne mit entsprechenden Bildern.

Der 1805 in Stühlingen geborene Johann Martin Morat war ein Meister dieser Gattung: Zahlreiche Gemeinden und Burgen hat der „Merian Südbadens“ gezeichnet und koloriert. Ausgehend von seinem Heimatort erschloss er sich systematisch die badische Landschaft. Er war vom Schwarzwald über den Hochrhein bis ins Breisgau und ins Markgräfler Land unterwegs, aber auch am Bodensee und in der angrenzenden Schweiz. Morat verstarb 1876 in Stühlingen, nachdem er von einer Reise ins Wiesental krank zurückgekehrt war.

Heute sind seine Darstellungen von enormem dokumentarischem Wert: Sie geben Auskunft über die Bau- und Kulturgeschichte der Region zu einer Zeit, in der die Fotografie noch nicht erfunden oder noch wenig verbreitet war. Teils zeigen seine Bilder die frühesten Ansichten eines Ortes überhaupt oder den Zustand vor Zerstörung oder Umgestaltung. So zum Beispiel im Fall von Todtnau, das 1876 fast vollständig niederbrannte und später verändert aufgebaut wurde.

Die Ausstellung umfasst unter anderem Ortsdarstellungen von Freiburg, Staufen (Breisgau), Münstertal, Lörrach, Schopfheim und Zell im Wiesental, Schönau, Sankt Blasien, Menzenschwand, Lenzkirch, Bonndorf (Schwarzwald), Bad Säckingen, Laufenburg, Waldshut (Hochrhein), Tiengen, Stühlingen (Wutach) sowie Konstanz, Überlingen und Meersburg (Bodensee).

Neben ihrer Bedeutung als topografische Quelle faszinieren die Blätter Morats auch durch eine ganz eigene Ästhetik. Vor romantischen Landschaftskulissen kommen seine sachlichen Gebäude besonders zur Geltung. Strahlendes Licht, das die Architektur gestochen scharf hervortreten lässt, und ein immer blauer Himmel verleihen den Werken eine mediterrane Atmosphäre.

Johann Martin Morat, Laufenburg. Nach 1856. @ AMF, Foto: Axel Killian

Johann Martin Morat, Das Küssenberger Schloss von der Morgenseite (Ausschnitt). © AMF, Foto: Axel KillianOben: Johann Martin Morat, Laufenburg. Nach 1856. © AMF, Foto: Axel Killian

Links: Johann Martin Morat, Das Küssenberger Schloss von der Morgenseite (Ausschnitt). © AMF, Foto: Axel Killian

Bei der Abbildung der Bauten verzichtete Morat auf jegliche Idealisierung. Im Vordergrund erlaubte er sich jedoch, kleine erfundene Figuren einzufügen: hier eine Mutter mit Kind, dort ein Jäger oder ein Spaziergänger mit Fernrohr. Die Miniatur-Personen beleben seine Werke und laden die Betrachterinnen und Betrachter ein, mit ihnen die Aussicht zu genießen.

Bis auf wenige Ausnahmen stammen alle gezeigten Werke aus dem Bestand des Augustinermuseums. Das Konvolut an Zeichnungen und Gouachen Morats hat das Ausstellungs- und Restauratorenteam für die Schau erstmals umfassend aufgearbeitet. Der reich bebilderte Ausstellungskatalog gibt Einblicke in die Forschungsergebnisse und Hintergründe von Morats Werk. Er ist im Jan Thorbecke Verlag erschienen und für 24,80 Euro im Buchhandel und 19,80 Euro an der Museumskasse erhältlich.

Sowohl im Katalog als auch in der Ausstellung ergänzen aktuelle Fotografien der Ortschaften von Axel Killian die Ansichten Morats. Besucherinnen und Besucher haben so die Möglichkeit, die Orte aus heutiger Perspektive zu sehen und mit Morats Darstellungen zu vergleichen. Begleitend zur Ausstellung bietet das Alemannische Institut in Kooperation mit den Städtischen Museen Freiburg ein umfassendes Programm an Führungen an.

Das Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Unter 18 Jahren und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei.
Beratung und Buchung von Führungen unter Tel. 0761 / 201-2501.
Weitere Infos unter www.freiburg.de/museen.

credits: Alle Objekte © Augustinermuseum - Städtische Museen Freiburg
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