23.3.20

Kulturerbe-Blog statt Besuchsprogramm - Schwetzinger Schlossgarten

Natur und Architektur

Obelisk und Vase in der Querachse des Schwetzinger Zirkelparterres.Blick über das Rondell des nördlichen Parterres auf den nördlichen Laubengang.

Den beiden Viertelkreisen der Zirkelbauten entsprechen auf der Westseite zwei Viertelkreise von Laubengängen, so genannte Berceaux de Treillage, die die Anlage zum Vollkreis schließen.

Hier muss man berücksichtigen, dass die Barockzeit gundsätzlich in idealen Verhältnissen denkt und die Wirklichkeit in ihrer Unvollkommenheit quasi spielerisch übergeht.

Was sich also im Hintergrund bietet, ist ein Ineinander-Einfließen von Natur und Architektur - Naiur in der Gestalt von Architektur, und umgekehrt Architektur mit Mitteln der Natur. Der Betrachter soll einerseits verunsichert werden, wie er das Gesehene einordnen soll, er soll andererseits zum Staunen gebracht werden über die Kunstfertigkeit von Fürst und Gartenarchitekt, Natur und Architektur so in Einklang beracht zu haben.

Der ("ideale") Betrachter wird sich einem Wall von Gewächsen nähern, das auf den erstren Blick undurchdringlich scheint. Beim Näherkommen wird er sehen, dass dieser Wall Öffnungen hat, diese Öffnungen werden sich als Zugänge zu einem Gang im Innern erweisen. Das ist die eine Ebene.

Die zweite Ebene ist der Bewuchs. Da sich alles ändert, nichts so bleibt wie es ist, wird sich auch übers Jahr gesehen der Bewuchs ändern - es ist wilder Wein, der im Herbst, kurz bevor der Hof die Sommerresidenz verlässt, in leichtenden Farben erstrahlt.

Die Sinnenstäuschung setzt sich fort in den Bäumen entlang der Hauptachse, die zu Arkaden geschnitten sind. Ist es jetzt - "ideal" gesehen - Natur in Form von Architektur oder ist es Architektur in Form von Natur?

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