20.4.20

Schlösser und Gärten

Gedenktage der Woche

(ssg) Am 21. April 1910, vor 110 Jahren, starb Mark Twain im Alter von 74 Jahren in Redding, Connecticut. Der amerikanische Schriftsteller ist heute vor allem als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bekannt. Berühmt war er aber auch als Reiseschriftsteller. 1878 besuchte er auf seiner ausgedehnten Europareise auch die Burgfeste Dilsberg – und war fasziniert von der Sage über einen unterirdischen Geheimgang. Seine Erlebnisse lassen sich in einem Klassiker der Reiseliteratur nachlesen: „A tramp abroad“ oder in der deutschen Übersetzung: „Bummel durch Europa“.

Mark Twain (1835-1910) begann im April 1878 seine zweite Europareise, die ihn in Deutschland auch nach Heidelberg, Baden-Baden, an Rhein, Main und Neckar führte.

Bei einer Floßfahrt auf dem Neckar von Heilbronn nach Heidelberg lernte Mark Twain die Burgfeste Dilsberg kennen und interessierte sich besonders für die Sage eines unterirdischen Gangs, der zu einer weit entfernten geheimen Stelle im Tal führen sollte.

Der Brunnenstollen auf dem Dilsberg. Foto: LMZChristusgruppe in der Eremitage der Markgräfin Sibylla Augusta in Schloss Favorite.Detail aus einem der Teniers-Teppiche in Schloss Mannheim. Links: Der Brunnenstollen auf dem Dilsberg. Foto: LMZ

Darunter: Christusgruppe in der Eremitage der Markgräfin Sibylla Augusta in Schloss Favorite.

Unten: Detail aus einem der Teniers-Teppiche in Schloss Mannheim.

„Die Kinder sagten, es gäbe da unten tatsächlich einen unterirdischen Ausgang, und sie wollten es beweisen. Sie setzten also ein großes Strohbündel in Brand und warfen es in den Brunnen hinein, während wir uns über die Einfassung beugten und beobachteten, wie eine glühende Masse hinab sank… Die Kinder klatschten in die Hände und sagten: ‚Sehen Sie wohl! Nichts raucht so sehr wie brennendes Stroh – also wohin ist der Rauch gezogen, wenn kein unterirdischer Ausgang da wäre?‘ “

Der Gang allerdings stammt von Arbeiten  des 17. Jahrhunderts und wurde bald Gegenstand sagenhafter Geschichten. 1926 wurde er wieder frei gelegt und kann heute während der Sommermonate besichtigt werden.

Bein Besuch in Schloss Favorite hörte der Schriftsteller von Gerüchten über die damals merkwürdig wirkende Frömmigkeit der Markgräfin Sibylla Augusta. Hier wurde allerdings die Grabinschrift „Bettet für die grose Sünderin Augusta“ zu wörtlich verstanden und Twain schrieb von einer „abschließenden, triumphalen und gründlichen Orgie“, die die Markgräfin in der seltsam anmutenden Eremitage gefeiert habe.

Die Wachsfiguren der Maria Magdalena und der Heiligen Familie bezeichnete er als „tote Gestalten mit Haarschöpfen, mit leichenhafter Gesichtsfarbe und an Fische erinnernden Glasaugen“. Auch über das Schloss äußerte er sich negativ, dort befinde sich „so viel verrückter und verrotteter Schund, dass ein echter Nippesist vor Neid hätte grün werden können“.

Im Kloster Ochsenhausen war der 23. April,  der Gedenktag des heiligen Georg von besonderer Bedeutung und für die Mönche einer der Höhepunkte im Jahr. Georg war der Patron, der Schutzheilige des Klosters und der Klosterkirche.

Nach der Legende des Heiligen soll er, um 280 n. Chr. in Kappakodien in der heutigen Türkei, geboren, in der römischen Armee es wegen seines Mutes und seiner Tatkraft bis zum Heerführer gebracht haben. Im Kampf gegen einen Drachen soll er eine Stadt samt der bedrohten Prinzessin befreit und den Drachen getötet haben. Sein Erfolg soll alle Einwohner dieser Stadt bewegt haben, sich zum Christentum zu bekehren.

In Ochsenhausen geht der Georgskult auf die Klostergründungum 1090 zurück. Die Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertschwenden und ihre Schwestern sahen in Georg eine Identifikationsfigur für ihre Bestrebungen, selbst von ursprünglich unfreien Dienstmannen zu niederadligen Rittern aufzusteigen. Das Ethos der bald so genannten Ritter, der Kampf gegen das Böse, war vor allem im Niederadel verbreitet.

Schließlich ist der 25. April der Todestag des flämischen Malers David Teniers d. J.,der sich in diesem Jahr zum 330. Mal jährt. Motive seiner Genrebilder gehören zu den wertvollsten Ausstattungstücken im Schloss Mannheim.

Der 1610 in Antwerpen geborene Maler David Teniers der Jüngere hinterließ der Nachwelt ein Werk von etwa 800 Bildern. Sein Vater, David Teniers der Ältere (1582-1649), unterrichtete ihn in seiner Werkstatt, später wurde er vor allem durch Peter Paul Rubens und Adriaen Brouwer beeinflusst. 1651 berief Kaiser Ferdinand III. Teniers als Hofmaler nach Brüssel. Für ihn schuf Teniers 1660 das „Theatrum pictorum“, den ersten reich bebilderten Katalog einer Gemäldesammlung überhaupt. Am 25. April 1690 starb David Teniers der Jüngere in Brüssel.

David Teniers d. J. gilt als führender Genremaler seiner Zeit. Neben Szenen aus bäuerlichen Wirtshäusern und Dörfern malte er Volksfeste, Soldatenwachstuben, Alchemisten- und Hexenküchen. Bereits in seinem Frühwerk hielt er die Welt der Bauern und Fischer in Alltagsszenen fest. Mit seinen Bauernbildern und seinen ländlichen Themen hatt er großen Einfluss auf die Genremalerei bis weit ins 18. Jahrhundert hinein.

Die großen Tapisserie-Manufakturen in Brüssel, Lille, Beauvais, Aubusson, London und Madrid nutzten in einem Zeitraum von rund 100 Jahren seine Ideen für Bildteppichserien, die in der höfischen Repräsentationskultur des 18. Jahrhunderts zur wichtigsten Ausstattung bedeutender Räume gehörten. So entstanden in den Jahrzehnten nach Teniers‘ Tod viele großformatige Bildteppich.

So gehen auch vier Wandteppiche des Mannheimer Schlosses, die von den Brüsseler Manufakturen des Hieronymus le Clerck und Caspar van der Borght am Ende des 17. Jahrhunderts gefertigt wurden, auf Motive nach Teniers zurück: „Bauernkirmes“, „Tanzende Bauern“, „Feiernde Jagdgesellschaft“ und „Fischerkai“. Das Wappen des Hauses Pfalz-Neuburg in der oberen Bordüre verweist auf den Auftraggeber der Serie, den regierenden Kurfürsten Johann Wilhelm (1658-1716), der sie für seinen Bruder Carl Philipp bestimmte. Von Schloss Benrath bei Düsseldorf kamen sie 1731 in das neue Schloss nach Mannheim und gehören damit wahrscheinlich zur Erstausstattung des Schlosses.

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