9.7.21

Festungsruine Hohentwiel

Buchvorstellung: Festung Hohentwiel. Wehrbaukunst und Festungsalltag

(ssg) Die Festungsruine Hohentwiel gehört zu den beeindruckendsten Festungsanlagen Südwestdeutschlands. Die neu erschienene Publikation „Festung Hohentwiel. Wehrbaukunst und Festungsalltag am Beispiel einer württembergischen Landesfestung“ beleuchtet die Baugeschichte der ab 1521 von den Herzögen von Württemberg zu einer frühneuzeitlichen Festung ausgebauten Anlage anhand zahlreicher Bild- und Schriftquellen, die im Rahmen einer mehrjährigen von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg geförderten Forschungsarbeit erstmals erschlossen werden konnten.

An der Buchvorstellung beteiligte Personen mit präsentiertem TitelDie Festungsruine neu erforscht

Zur Festung Hohentwiel existierte bislang keine umfassende Baugeschichte. Durch das vom Land Baden-Württemberg initiierte Projekt der Digitalisierung wichtiger kultureller Güter konnte die Festungsruine in den Fokus der Forschung genommen werden. Sensationelle Archivfunde sowie zahlreiche Pläne und Ansichten ermöglichen erstmals eine fast lückenlose Erschließung der Baugeschichte vom 15. Jahrhundert bis 1800 sowie Einblicke in die Sozialgeschichte und die Lebenswirklichkeit einer frühneuzeitlichen Festung. Auch die Technik- und Militärgeschichte der Zeit werden thematisiert.

Durch das Projekt der Digitalisierung, das von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg unterstützt wird, konnte der Hohentwiel wie kaum ein anderes Monument des Landes vollständig vermessen und digital baugeschichtlich aufbereitet werden. Auf der Grundlage von Scandaten konnten acht Bauphasen lückenlos rekonstruiert und modelliert werden. Damit liefert die Publikation ein beeindruckendes neues Bild der Anlage: eine Zusammensicht von lokaler Geschichtsschreibung, die auch den Blick auf überraschende Alltagsszenerien miteinbezieht, und akademischer Bauforschung. 

Aufwendige Recherche und Visualisierung

Die detailreiche historische Darstellung des Monuments ist das Verdienst der Autoren Dr. Roland Kessinger und Jörg Wöllper, die umfangreiche Quellenrecherchen in Archiven Deutschlands, Frankreichs, Österreichs und der Schweiz vorgenommen und die Ergebnisse für die Publikation aufbereitet haben. Dabei tauchten unerwartete Schätze wie die älteste wirklichkeitsgetreue Darstellung des Hohentwiel auf. Eine Besonderheit des Buches sind die von Julian Hanschke erstellten 3-D-Rekonstruktionen. Sie sind den historischen Plänen und Ansichten jeweils gegenübergestellt, um ein plastisches Bild der Festung zu präsentieren. Das den Rekonstruktionen zugrundeliegende fotogrammetrische Modell wurde mittels Drohnenflügen über dem Bergterrain gewonnen. Es basiert auf modernsten Vermessungsmethoden. Die daraus gewonnen Geodaten ermöglichten es, Ungenauigkeiten in dem historischen Planmaterial zu erkennen und für die 3-D-Rekonstruktionen zu korrigieren. Sie liefern somit weitere Erkenntnisse für zukünftige Forschungen an der Baugeschichte.

Die Ruine der ehemaligen württembergischen Landesfestung Hohentwiel ist ein besonderer kultureller Schatz des Landes. „Damit wir und auch kommende Generationen ein so eindrucksvolles Monument bis ins kleinste Detail erfahren können, ist sowohl der bauliche Erhalt als auch eine ausgezeichnete Vermittlung notwendig. In Baden-Württemberg arbeiten daher die Staatlichen Schlössern und Gärten eng mit der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung zusammen“, erklärte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.

Die Autoren

Dr. Roland Kessinger ist Regionalhistoriker, Burgen- und Festungsforscher. Als Fachautor verfasste er zahlreiche Publikationen und Vorträge zur Geschichte des Hohentwiel.

Jörg Wöllper ist Regionalhistoriker mit Schwerpunkten auf der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und zu Festungen in Südwestdeutschland. Auch er ist Verfasser zahlreicher historischer Publikationen.

Dr.-Ing Julian Hanschke ist apl. Professor für das Fachgebiet Bau- und Architekturgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Experte für 3-D-Rekonstruktionen und -Visualisierungen. Seit 2018 wirkt er an der Digitalisierungsstrategie Baden-Württemberg, Forschungsprojekt Festungsruine Hohentwiel, mit. 2015 legte Julian Hanschke ein Standardwerk mit 551 Abbildungen, darunter zahlreichen digitalen Rekonstruktionen, zur Architektur und Baugeschichte des Heidelberger Schlosses vor.  

Roland Kessinger, Jörg Wöllper: Festung Hohentwiel. Wehrbaukunst und Festungsalltag am Beispiel einer württembergischen Landesfestung. Mit baugeschichtlichen Rekonstruktionszeichnungen von Julian Hanschke. Hrsg.: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Petersberg, Michael Imhof Verlag 2021, 440 Seiten mit 268 Farb- und 7 S/W-Abbildungen, ISBN 978-3-7319-1084-8, 49,95 Euro.

Das Buch ist im Infozentrum am Hohentwiel und im Buchhandel erhältlich.

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