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26.5.2021

Schloss Mannheim

26. Mai 1755: Gründung der berühmten Porzellanmanufaktur in Frankenthal

(ssg) Am 26. Mai 1755 erteilte Kurfürst Carl Theodor dem Porzellanfabrikanten Paul Anton Hannong (1700‒1760) aus Straßburg das Privileg, in Frankenthal eine Manufaktur zur Herstellung von Feinkeramik aufzubauen. Seit der Entdeckung der Porzellanrezeptur durch Johann Friedrich Böttger im Jahr 1708 war es die siebte Manufakturgründung in Deutschland. Die Hauptaufgabe der „Fabrique durchsichtigen Porcellains“ war die Lieferung von Ausstattungsstücken für die fürstliche Tafel ‒ festliche Services, kunstvolle Figurengruppen und opulente Tischaufsätze. Häufig verwiesen sie auf fremde Länder und Kulturen. Besonders für chinesisch anmutende Figuren und Motive begeisterte sich der Kurfürst: Das ferne Asien und seine Kultur übten im 18. Jahrhundert eine besondere Faszination auf Europas Adel aus.

Porzellan-Nashorn. Manufaktur Frankenthal. Schlossmuseum Mannheim. Foto: kulturer.beChinesenpaar mit Artischocke. Manufaktur Frankenthal. Schlossmuseum Mannheim. Foto: kulturer.beChinesischer Teepavillon. Manufaktur Frankenthal. Schlossmuseum Mannheim. Foto: kulturer.bePorzellan-Nashorn.

Chinesenpaar mit Artischocke.

Chinesischer Teepavillon.

Manufaktur Frankenthal. Schlossmuseum Mannheim. Alle Fotos: kulturer.be

Chinesische Vorbilder

Porzellanobjekte mit ungewöhnlichen Gegenständen, Kostümen und Tieren lieferten den geladenen Gästen am Hof in Mannheim viel Gesprächsstoff: Sie konnten beim Essen ihr Wissen zur Schau stellen. Die asiatisch inspirierten Modelle – wie ein chinesisches Paar mit Artischocke oder ein chinesisches Teehaus – entwarf der Porzellanbildner Johann Wilhelm Lanz, der bereits in Straßburg für Paul Hannong tätig war. Als Vorlage für das Teehäuschen mit Drachen auf dem Dach diente vermutlich ein Gebäude im Garten von Schloss Oggersheim. Lanz hatte es dort entweder selbst im Schlossgarten gesehen oder er kannte die Entwürfe des Architekten und früheren kurpfälzischen Hofbildhauers Paul Egells: Sie befanden sich im Besitz von Kurfürst Carl Theodor.

Wegen finanzieller Probleme kaufte Kurfürst Carl Theodor bereits 1762 die Manufaktur auf. Die Leitung übertrug er Adam Bergdoll, der zuvor als Direktor in der Manufaktur in Höchst tätig gewesen war. Unter seiner Führung blühte die Manufaktur wieder auf und erlebte in den folgenden Jahren ihre künstlerische und technische Glanzzeit. Bis zu Carl Theodors Tod 1799 wurde die Manufaktur unter wechselnden Besitzverhältnissen weitergeführt. Ihr Ende kam fast auf den Tag genau 45 Jahre nach der Erteilung des Privilegs: Am 27. Mai 1800 wurde die Porzellanmanufaktur aufgelöst. Viele kunstvolle Objekte wie die chinoisen Figurengruppen und Tischaufsätze werden heute in der Dauerausstellung des Barockschlosses Mannheim präsentiert.

Ein Nashorn namens Clara

Um 1770 gab Kurfürst Carl Theodor ein außergewöhnliches Objekt in Auftrag: Hofbildhauer Peter Anton von Verschaffelt entwarf ein mächtiges Nashorn. Es handelt sich um eine Nachbildung des Panzernashorns „Miss Clara“, das durch eine – 17 Jahre dauernde – Ausstellungstour europaweit berühmt wurde. Clara war das erste Nashorn, das eine Schiffsfahrt nach Europa überstand und nach seiner Ankunft viele Jahre weiterlebte. Das Porzellan-Nashorn nutzte Kurfürst Carl Theodor ursprünglich als Sockel für eine Uhr: Der breite Rücken des Porzellantiers bot mit seiner Vertiefung genügend Platz. Er schätze das Schmuckstück so sehr, dass er damit sein Schlafzimmer dekorierte.

Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“

Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur.


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