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12.8.21

Schloss Meersburg

Fürstbischof Maximilian Christoph von Rodt und sein Naturalienkabinett

(ssg) Am 12. August 1776, vor 245 Jahren, wurde Maximilian Christoph von Rodt zum Bischof geweiht – ein guter Zeitpunkt seiner zu gedenken, denn noch heute kann man im Neuen Schloss Meersburg auf den Spuren seines Wirkens wandeln. So ließ er etwa während seiner Regierungszeit die Appartements in seiner Residenz neu ausstatten. Wie viele Fürsten seiner Zeit war auch der Fürstbischof von Konstanz ein begeisterter Sammler exotischer Stücke: An ihn erinnert das Naturalienkabinett, das in der Beletage des Schlosses zu sehen ist.

Fürstbischof Maximilian von Rodt (1717 - 1800), Zeitgenössisches Porträt. Foto: Andrea Rachele, LMZ/SSGNeues Schloss Meersburg, Blick in das Naturalienkabinett. Foto: SSGNeues Schloss Meersburg, Detail aus dem Naturalienkabinett. Foto: SSGFürstbischof Maximilian von Rodt (1717 - 1800), Zeitgenössisches Porträt. Foto: Andrea Rachele, LMZ/SSG

Neues Schloss Meersburg, Blick in das Naturalienkabinett. Foto: SSG

Desgl., Detail . Foto: SSG

Exotische Naturalien in der Residenz

Nach seiner Weihe zum Bischof am 12. August 1776 investierte Maximilian Christoph von Rodt nicht nur in den Innenausbau des Schlosses Zeit und Geld. Ganz wie die weltlichen Barockfürsten schwelgte der Fürstbischof von Konstanz in den exotischen Vorlieben der Zeit. So sammelte er mit Leidenschaft Naturalien. Er beauftragte den Kapuzinerpater Andreas Rettich von Marchthal mit dem Aufbau seiner Sammlung. Der Fachmann für Versteinerungen und „Conchylien“, wie man die Schalen der Weichtiere auch nennt, stand mit vielen europäischen Sammlern in Kontakt. Von Rodts Privatsekretär, der Naturforscher Johann Caspar Abel, erweiterte und systematisierte die Sammlung, die bereits im 18. Jahrhundert als spektakulär galt und Experten und Liebhaber nach Meersburg lockte: Über die etwa 900 Fossilien aus dem nahe gelegenen Öhningen sagte man, sie seien „bey weitem das berühmteste was im Constanzischen zu finden ist“. Zum Naturalienkabinett gehörten auch einige Muscheln und Schnecken, die von der zweiten Südsee-Reise des berühmten britischen Seefahrers James Cook (1728‒1779) stammen.

Aussergewöhnliche Sammlung

Die ältesten Stücke des Naturalienkabinetts sind die Öhninger Fossilien mit einem Alter von ca. 13 Millionen Jahren. Im Neuen Schloss Meersburg ist eine Vielfalt von Meeresschnecken, Meeresmuscheln, Flußschnecken und Käferschnecken mit all ihrer Faszination der Formen und Farben dieser kleinen beeindruckenden Naturkunstwerke zu bestaunen. Ausgestellt werden ca. 100 dieser Muscheln, die ursprüngliche Sammlung beinhaltete das Siebzehnfache an Muscheln. In der Bibliothek des Stadtarchivs Konstanz befindet sich ein kleinformatiges Buch mit dem Titel „Die Conchylien in dem Naturalkabinet seiner hochfürstlichen Gnaden des Herrn Fürsten und Bischofs von Konstanz in der hochfürstlichen Residenzstadt Mörsburg“ von J.C.A.M. Abel, gedruckt in Bregenz 1787. Es handelt sich dabei um den einzigen bisher bekannten gedruckten Katalog der Conchylien-Sammlung des Fürstbischofs Maximilian Christoph von Rodt.

Der Fürstbischof modernisiert das Schloss

Maximilian Christoph von Rodt, geboren 1717 in Kehl, wurde 1775 vom Konstanzer Domkapitel zum Fürstbischof gewählt. Unter der Leitung des Baudirektors Pierre Michel d’Ixnard (1723–1795) ließ er 1775/76 die beiden Appartements in der Beletage verändern. D’Ixnard lieferte die Pläne für die moderne frühklassizistische Gestaltung der Innenwände der Räume, die zum Bodensee hin lagen. Außerdem vervollständigte er die Möblierung. Nach von Rodts Tod am 17. Januar 1800 in Meersburg bestand das Fürstbistum Konstanz nur noch drei Jahre. Im Zuge der Säkularisierung wurde es der Markgrafschaft Baden zugeschlagen. Das berühmte Naturalienkabinett gelangte nach Freiburg und Karlsruhe. Die heute gezeigte Sammlung von rund 100 Stücken ist eine Nachbildung.

Das Themenjahr 2021

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg rufen für 2021 das Themenjahr Exotik aus. Dabei geht es um „Fantasie und Faszination“ des Fremden für die Europäer, angefangen von den kostbaren exotischen Importen wie Porzellan und Seide, Kaffee, Tee und Schokolade. Aber auch die dunklen Seiten dieser Begeisterung werden gezeigt: Die Menschen in den fernen Kontinenten zahlten den Preis für die europäische Begeisterung, als Sklaven auf Plantagen oder einfach, weil sie im Blick der weißen Eroberer „Wilde“ waren. Im Neuen Schloss Meersburg sorgte die exotische Naturaliensammlung bereits im 18. Jahrhundert für Aufsehen. Die Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz ist eines von 15 Monumenten des Landes, in dem die Gäste die Spuren fremder Kulturen und ferner Kontinente erkunden können.


 

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