6.4.21

Kunstmuseum St. Gallen

Blicke aus der Zeit – Sammlungsperspektiven I

(kmsg) Ohne einem chronologischen Ablauf zu folgen und jenseits physiologischer, anthropologischer oder kunsttheoretischer Diskurse bringt die Ausstellung "Blicke aus der Zeit" Werke aus der Sammlung epochenübergreifend in neue Konstellationen, lässt Augen schweifen und Blicke sich treffen – aus den Bildern heraus und in die Bilder hinein: von der Ikone des Christus Pantokrator über Federico Baroccis frühchristlichen Märtyrer bis zu Auguste Renoirs impressionistisch gemaltem Kleinkind und den Bildnissen der zeitgenössischen Fotografie und Videokunst. Der Blick als Sprache und Energieform wird zur Perspektive auf die Sammlung, zum Leitmotiv der Auswahl. Blicke aus der Zeit bringt wohlbekannte und unbekannte Werke aus dem Bestand des Kunstmuseums in neue Konstellationen, verfolgt spielerisch das Thema des Blicks durch die Jahrhunderte in einer Vielfalt künstlerischer Techniken und Medien.

Blicke aus der Zeit, Installationsansichten. Kunstmuseum St.Gallen, Foto: Stefan RohnerBlicke aus der Zeit, Installationsansichten. Kunstmuseum St.Gallen, Foto: Stefan RohnerBlicke aus der Zeit, Installationsansichten. Kunstmuseum St.Gallen, Foto: Stefan RohnerBlicke aus der Zeit, Installationsansichten. Kunstmuseum St.Gallen, Foto: Stefan Rohner

Unteres Bild: Eugène Carrière (1846-1906), Kinderbildnis; Hans Jakob Brunschweiler (1758-1845), Frauenbildnis, 1787; Luigi Grigoletti (1887-1939), Bildnis der Mutter des Malers, um 1910; Angelika Kauffmann (1741-1807), Prinzessinnen von Neapel 1,1782; Auguste Renoir (1841-1919), Kinderbildnis (Bobby), 1882; Angelika Kauffmann (1741-1807), Prinzessinnen von Neapel II, 1782; Dazwischen Beni Bischof (*1976 Widnau) FAT FACES, 2016-2018 (4 Gemälde aus einer 10-teiligen Serie).

Blicke überbrücken Zeiten

Was kann er uns heute noch sagen, der schmerzgetrübte Blick der Lucretia, gemalt um 1530 von Cornelis Bazelaere? Wenn sich Ferdinand Hodler 1917 – im Jahr vor seinem Tod – selbst im Spiegel fixiert hat, so schaut er heute uns prüfend an. Auch in den neuen Medien bleiben Blicke zentral: In fotografischen Selbstinszenierungen paraphrasieren MANON und Urs Lüthi gesellschaftliche Rollenbilder, zugleich nehmen sie die klassische Tradition der Reflexion im Selbstporträt auf. Die Videos von Candice Breitz, Silvie Fleury und Roman Signer analysieren das zeitgenössische Körpergefühl und die Stellung des Individuums in der modernen Gesellschaft.

In unserer Epoche überbordender Bildkommunikation wird augenfällig: Blicke überbrücken Zeiten. Aus der Vergangenheit kommend, vermögen sie Gegenwarten zu schaffen. Sie kommunizieren innerhalb des Kunstwerks, bestimmen Richtungen, stellen Beziehungen her und konstruieren damit Räume nach innen wie nach aussen. Sie konfrontieren uns mit Geschichten oder sie richten sich direkt auf uns Heutige.

«Wenn Blicke töten könnten …»

Der Volksmund weiss um die Macht der Blicke. Instinktiv suchen wir die Augen unseres Gegenübers – oder weichen ihnen bewusst aus. Der Blick ist die direkteste, die wirkungsvollste Form der Kommunikation. Die Kunst hat das immer verstanden. Die Augen in Porträts oder anderen Menschendarstellungen ziehen unseren Blick auf sich, und wir folgen unwillkürlich der Richtung ihrer Blicke. In diesem Moment hat ein Austausch begonnen zwischen Bild, Publikum, Künstlerin und Künstler. Blicke erzählen und konfrontieren uns mit Geschichten. Oder sie richten sich direkt auf uns heutige Betrachtende, nehmen Augenkontakt auf, vermitteln, stellen Fragen, fordern den Dialog.

Blicke aus der Zeit – Sammlungsperspektiven I
bis 24. April 2022, Kunstmuseum St.Gallen

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