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28.8.2020

29. August 1936: Heinrich von Bothmer und Helen Davis heiraten in New York

(ssg) Hundert Jahre nach der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zog ihr Urgroßneffe Heinrich von Bothmer mit seiner Frau Helen ins Fürstenhäusle. Heute vor 84 Jahren, am 29. August 1936, heirateten sie in New York.  Helen von Bothmer stiftete 1957 den Droste-Literaturpreis für Dichterinnen, mit dem seither deutschsprachige Schriftstellerinnen ausgezeichnet werden.

Meersburg, Fürstenhäusle. Ansicht von vorn. Foto Berhard Wrobel, LMZ /SSG.Meersburg, Paradezimmer im Fürstenhäusle. Foto Carla Müller/SSG.Meersburg, Fürstenhäusle. Ansicht von vorn. Foto Berhard Wrobel, LMZ /SSG.

Meersburg, Paradezimmer im Fürstenhäusle. Foto Carla Müller/SSG.

Hochzeit in New York

Helen von Bothmer, 1908 als Helen Davis in einem kleinen Ort in Missouri, USA geboren, absolvierte Ausbildungen zum Model und zur Modezeichnerin. Am 29. August 1936 heiratete sie in New York Heinrich von Bothmer-Schwegerhoff, geboren 1897 in Berlin-Charlottenburg – ein Urgroßneffe der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Er arbeitete zu dieser Zeit für die Carl-Schurz-Gesellschaft im deutsch-amerikanischen Kulturaustausch.

Umzug nach Deutschland

Während des Zweiten Weltkrieges zog das Paar zunächst nach Berlin. Heinrich von Bothmer wurde als Kriegsberichter an die Ostfront versetzt und Helen erfuhr viele schreckliche Kriegserlebnisse, wie sie in ihrer Biografie „Asche und Rubin“ berichtete. Nach dem Krieg sorgte Helen dafür, dass ihr Mann aus französischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde und zu ihr zurückkehren konnte. Gemeinsam zogen sie nach Meersburg, um sich vom Krieg zu erholen.

Erbe Fürstenhäusle

Helen von Bothmer kümmerte sich um das von Marie von Bothmer 1923 eingerichtete Droste-Museum im Fürstenhäusle. Sie griff auf weitere Leihgaben und Erinnerungsstücke der Verwandtschaft zurück. Durch ihre Arbeit war es möglich, dass am 24. Mai 1948 mit dem 100. Todestag von Annette von Droste-Hülshoff das Fürstenhäusle wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Heinrich von Bothmer starb zwei Jahre später, am 18. Oktober 1950, im Alter von 53 Jahren.

Ein Preis für deutschsprachige autorinnen

Helen von Bothmer lebte bis 1996 und kümmerte sich über viele Jahre um den Nachlass der Dichterin. Bekannt wurde sie vor allem durch einen Literaturpreis: Sie stiftete 1956 den „Droste-Preis“ für Dichterinnen, der 1957 erstmals vergeben wurde und seither alle drei Jahre verliehen wird. Der Hauptpreis für das Gesamtwerk einer Schriftstellerin ist heute mit 6.000 Euro dotiert. Seit 2003 vergibt die Stadt Meersburg zusätzlich einen Förderpreis für junge Autorinnen, die am Anfang ihres literarischen Schaffens stehen.

Von der berühmten Dichterin erworben

Das „Fürstenhäusle“, inmitten der Weinberge über Meersburg gelegen, geht zurück auf die Fürstbischöfe von Konstanz. 200 Jahre lang blieb das Garten- und Lusthäuschen in ihrem Besitz, bis es über einen kurzen Umweg seine wohl berühmteste Eigentümerin fand: Annette von Droste-Hülshoff ersteigerte es 1843 für 400 Reichstaler in einer Auktion. Bezahlen konnte sie es vom Honorar ihres zweiten Gedichtbandes, der kurz darauf beim Cottaverlag in Stuttgart und Tübingen erschien. Sie hatte sich, so lässt sich in ihren Briefen lesen, in den Ort verliebt. Und sie betrachtete geschäftstüchtig die Reben, die sie zur „Verbesserung und Vergrößerung des Grundstücks“ – so schrieb die Droste selbst – setzen lassen wollte. Für den einzigartigen Blick über die Dächer der alten Stadt Meersburg und das Schwäbische Meer auf die Alpenkette fand sie immer wieder anrührende Worte und Bilder. Der Reiz des Panoramas hat sich bis heute erhalten und die poetischen Formulierungen der Dichterin treffen auch heute noch zu.

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