Landeskunde > Nachrichten

2.3.23

Wölfe: Stille Inseln in einer Welt der Angst

(zgf/idw) Eine neue Studie der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zeigt die Bedeutung von Schutzgebieten für Wölfe. Haben sie die Wahl, dann meiden diese anpassungsfähigen Raubtiere Straßen, Siedlungen und generell Gebiete mit Aktivitäten von Menschen.

Wolf mit einem GPS-Tracking-Halsband, automatisch aufgenommen von einer Kamerafalle im Belarus. Mithilfe der GPS-Technologie können Wissenschaftler feststellen, wo und wann sich Wölfe in der Landschaft bewegen. Viktar Fenchuk/FZS. Foto: Zoologische Gesellschaft FrankfurtWölfe sind in Europa immer häufiger anzutreffen. Ihre Erhaltung und ihr Management sind wichtige Themen in der Wildtierforschung. Gehegeaufnahme, Nationalpark Bayerischer Wald. Daniel Rosengren/ZGF. Foto: Zoologische Gesellschaft FrankfurtWolf mit einem GPS-Tracking-Halsband, automatisch aufgenommen von einer Kamerafalle im Belarus. Mithilfe der GPS-Technologie können Wissenschaftler feststellen, wo und wann sich Wölfe in der Landschaft bewegen. Viktar Fenchuk/FZS. Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Wölfe sind in Europa immer häufiger anzutreffen. Ihre Erhaltung und ihr Management sind wichtige Themen in der Wildtierforschung. Gehegeaufnahme, Nationalpark Bayerischer Wald. Daniel Rosengren/ZGF. Foto: Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Mithilfe von Tracking-Daten besenderter Wölfe in Belarus untersuchten Wissenschaftler der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und der Universität Freiburg, wo sich Wölfe am liebsten aufhalten, um Störungen durch Menschen aus dem Weg zu gehen und wann sie das tun. In ihrem Untersuchungsgebiet, dem Belovezhskaya-Pushcha-Nationalpark in Belarus direkt an der polnischen Grenze stellten sie fest, dass der Nationalpark ein wichtiger Zufluchtsort für Wölfe ist, um Störungen durch Straßen und Dörfer aus dem Weg zu gehen. Aus Wolfssicht ist der Park eine stille Insel in einer ansonsten von Menschen und ihrer Infrastruktur geprägten Welt.

Schutzgebiete wie Nationalparks haben oft verschiedene Zonen mit unterschiedlichem Schutzstatus, also mehr oder weniger Schutz und Eingriff durch das Parkmanagement. „Unsere Studie hat gezeigt, dass die Wölfe die Kernzone, die am stärksten geschützt ist, stärker nutzen als die anderen Zonen. Außerdem bevorzugten sie den Nationalpark gegenüber Gebieten außerhalb des Parks, die weniger geschützt sind", sagt der Erstautor und Doktorand Adam F. Smith.

Die Forscherinnen und Forscher stellten auch fest, dass Wölfe zu allen Jahreszeiten öffentliche Straßen meiden. „Wir konnten zeigen , dass Wölfe öffentliche Straßen tagsüber eher meiden als in der Nacht. Ebenso meiden sie Siedlungen und Dörfer viel stärker tagsüber, wenn die Gefahr durch den Menschen für sie größer ist", erklärt Smith.

Die Ergebnisse der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „Biological Conservation" veröffentlicht wurden, zeigen, wie Wölfe ihr Verhalten zeitlich anpassen, um ihr Risiko zu verringern, Menschen und deren Aktivitäten zu begegnen. Diese Ergebnisse tragen auch dazu bei, besser zu verstehen, wie es den Wölfen gelingt, in Europas von Menschen genutzten Landschaften zu überleben.

Obwohl Wölfe die gesamte Landschaft nutzen können und dies auch oft tun, ist ihre „erste Wahl“ die Vermeidung von Störungen durch Menschen, sofern sie die Möglichkeit dazu haben. Das heißt, dass Gebiete, in denen es wenig menschliche Störung gibt, entscheidend dafür sein können, problematische Interaktionen zwischen Wölfen und Menschen in unseren europäischen Landschaften zu verringern.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hat 2015 die ersten Wölfe im Belovezhskaya-Pushcha-Nationalpark mit Sendehalsbändern ausgestattet, zusammen mit der inzwischen geschlossenen NGO "Akhova Ptushak Batskaushchyny" (APB Birdlife Belarus). Aufgrund der politischen Lage in Belarus wird diese Arbeit nicht mehr fortgesetzt.

Originalpublikation:

Adam F. Smith, Simone Ciuti, Dmitry Shamovich, Viktar Fenchuk, Barbara Zimmermann, Marco Heurich (2022): Quiet islands in a world of fear: Wolves seek core zones of protected areas to escape human disturbance

Biological Conservation, Volume 276, 2022, 109811
https://doi.org/10.1016/j.biocon.2022.109811
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320722003640

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2023
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr