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Großherzogliche Grabkapelle Karlsruhe

9. September 1826: Geburtstag des Großherzogs Friedrich I. von Baden

(ssg) Am 9. September 1826 wurde Großherzog Friedrich I. von Baden geboren. Der Karlsruher zählt zu den bedeutendsten Herrschern Badens – bei der Einigung Deutschlands 1871 war er eine der zentralen Persönlichkeiten. Unter seiner Führung wurde Baden zum „Musterländle“. In der Großherzoglichen Grabkapelle Karlsruhe erinnert ein kunstvolles Grabdenkmal aus Marmor an den liberalen Fürsten

Großherzogliche Grabkapelle Karlsruhe, Grabdenkmäler des Großherzogs Friedrich I. und seiner Gemahlin Luise in der Seitenkapelle. Foto: kulturer.beGroßherzogliche Grabkapelle Karlsruhe, Grabmal des Großherzogs Friedrich I. Foto: kulturer.beGroßherzogliche Grabkapelle Karlsruhe
Grabdenkmäler des Großherzogs Friedrich I. und seiner Gemahlin Luise in der Seitenkapelle.

Grabmal des Großherzogs Friedrich I.
Fotos: kulturer.be

Das badische „Musterländle“

Friedrich I. war einer der bedeutendsten Herrscher Badens. Der Großherzog förderte Wissenschaft und Kultur, er ließ Eisenbahnnetze und Wasserwege ausbauen. Durch die Verfassungsreform von 1904, die ein allgemeines, direktes und geheimes Wahlrecht zur Zweiten Kammer vorsah, erhielt das Großherzogtum eine der fortschrittlichsten Verfassungen des Deutschen Reiches. Friedrich I. setzte aber nicht nur in seiner Heimat wichtige Impulse. Auch auf der großen politischen Bühne trat er auf. Seinen Zeitgenossen galt er als einer der Gründerväter des Deutschen Reiches von 1871. Am 9. September 1826, vor 195 Jahren, wurde Friedrich Wilhelm Ludwig von Baden als Sohn von Großherzog Leopold und Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp, Tochter des schwedischen Königs Gustav IV., in Karlsruhe geboren.

Baden und Preussen

Friedrich I. trug bereits in jungen Jahren große Verantwortung. 1852 übernahm er für seinen schwerkranken älteren Bruder Ludwig II. die Regierungsgeschäfte. Vier Jahre später wurde er Großherzog. Im selben Jahr heiratete Friedrich I. Luise von Preußen. Sie war die einzige Tochter Wilhelms von Preußen – des späteren Kaisers Wilhelm I. Die Reichsgründung unter seinem Schwiegervater hatte Friedrich befördert: Schon früh machte er sich für die Gründung eines deutschen Nationalstaats unter Preußens Führung stark.

Seite an Seite gegen Frankreich

1870 war dafür der richtige Zeitpunkt gekommen. Preußen und Frankreich stritten um die Besetzung des spanischen Königthrons. Spanien wünschte sich einen König aus dem süddeutschen Haus der Hohenzollern. Für Frankreich war das ein großes Problem: Denn auf dem preußischen Thron saß König Wilhelm, der ebenfalls ein Hohenzoller war. Frankreich fühlte sich daher von zweiten Seiten bedroht. Preußen und Spanien Seite an Seite – das war ein Albtraum für die Grande Nation. 1870 erklärte Frankreich den Preußen den Krieg. Baden, Württemberg, Bayern und Hessen sprangen den Norddeutschen rasch zur Seite.

Ein Hoch auf Kaiser Wilhelm I.

Die Erfolge auf dem Schlachtfeld gegen den gemeinsamen Feind bestärkten das Gemeinschaftsgefühl der Deutschen. Schlacht um Schlacht drangen sie Richtung Paris vor. Am 18. Januar 1871 war es dann soweit. Im Spiegelsaal von Schloss Versailles versammelten sich die deutschen Fürsten und gründeten das Deutsche Reich. Der badische Großherzog eröffnete den Jubel auf seinen Schwiegervater Wilhelm von Preußen mit den Worten: „Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch, hoch, hoch!“

Friedrich I. von Baden als liberaler herrscher

Die Politik des deutschen Kaisers enttäuschte Großherzog Friedrich I. jedoch bald. Berlin zeigte sich zunehmend autoritär und militaristisch. Baden hingegen blieb unter seinem Großherzog weitgehend liberal. Als Friedrich I. von Baden am 28. September 1907 auf der Insel Mainau starb, ging eine Ära zu Ende. 55 Jahre lang hatte er die Geschicke Badens gelenkt. Das an den Universitäten in Bonn und Heidelberg empfangene liberale Gedankengut und eine tiefreligiöse Haltung waren zeitlebens für sein Handeln bestimmend. Die konstitutionelle Monarchie sah Friedrich – als aufgeklärter und weltoffener Mensch – als die beste Staatsform an.

Letzte Ruhe in der Grabkapelle

In der Großherzoglichen Grabkapelle Karlsruhe liegt der badische Fürst „in der tiefen Abgeschiedenheit des Waldfriedens“ begraben. Ein Grabdenkmal aus Marmor erweist ihm besondere Ehre. Der Bildhauer Hermann Volz arbeitete das Denkmal aus weißem Carrara-Marmor. Die Grabmale von Großherzog Friedrich, seiner Frau Luise und ihres früh verstorbenen Sohnes Prinz Ludwig Wilhelm sind die bildhauerischen Höhepunkte der Grabkapelle und einzigartig in Baden-Württemberg. Die plastischen Liegefiguren wirken lebendig – die Toten wirken wie in einem tiefen Schlaf gefangen. Ihre große Realitätsnähe und die kunstvolle Wiedergabe beeindruckt bis heute.

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