29.7.19

Blog: Schlösser an der Loire

Schloss Blois

Das letzte der Loire-Schlösser schließlich war Blois, das Königsschloss an der Loire. Das Schloss über der Stadt war Wohnsitz des Königs unter Ludwig XII. und seinem Nachfolger Franz I., und der eine Teil der Gebäude geht auf sie zurück. Der Flügel, der den Hof dominiert, stammt aus dem mittleren 17. Jahrhundert und geht auf den Bruder des Königs, Gaston d’Orleans, zurück. Er beabsichtigte, das ganze Schloss abzureißen und neu zu bauen, aber es blieb bei einem Flügel.

Schloss Blois, Flügel Franz I. mit der Renaissance-Wendeltreppe

Der Ständesaal aus dem 13. Jahrhundert mit der Ausmalung des 19. JahrhundertsSchloss Blois: Wasserspeier im LapidariumOben: Schloss Blois, Flügel Franz I. mit der Renaissance-Wendeltreppe

Links: Der Ständesaal aus dem 13. Jahrhundert mit der Ausmalung des 19. Jahrhunderts

Unten: Wasserspeier im Lapidarium

Im Schloss gibt es noch einen älteren Bauteil, den Ständesaal aus dem frühen 13. Jahrhundert. Er ist eindrucksvoll, eine zweischiffige Halle, die noch auf den Grafen Thibaut von Blois zurückgeht. Also nicht direkt königlich, sondern eher hochadlig. Ständesaal heißt er seit dem 16. Jahrhundert, als hier die Generalstände tagten, vorher war er „Großer Saal“ oder „Gerichtssaal“. Seine bunte Ausmalung geht – man könnte es sich fast denken – auf die Farbenfreude des restaurierenden 19. Jahrhunderts zurück. Dennoch, gerade das 13. Jahrhundert liebte die Farbigkeit. Im Erdgeschoss zeigt das Schloss originale Architektur- und Skulpturfragmente, die bei den Restaurierungsarbeiten ersetzt worden waren.

Die Obergeschosse sind, wie andernorts, mehr Museum als authentische Ausstattung. Es sind königliche Räume mit königlicher Ausstattung, königlichen Möbeln und – vor allem – königlichen Kaminen.

Was man ohnehin sieht, was man aber durchaus gebührend würdigen sollte, ist das große Treppenhaus, das Franz I. vor seinen Schlossflügel setzen ließ. Es ist nach außen hin so offen wie möglich und markiert in der Kulturgeschichte des herrschaftlichen Treppenhauses den Übergang von der rein funktionalen Wendeltreppe des späteren Mittelalters zur repräsentativen, in das Zeremoniell des Hofes eingebauten Herrschaftstreppe der Neuzeit.

Natürlich war wieder einmal der Vergleich mit Heidelberg geboten. Hier gibt es keinerlei repräsentativen Treppenhäuser, alle Wendelsteine sind geschlossen und erlauben nicht, das Herbsteigen des Fürsten repräsentativ zu gestalten. Dann war da der „Ständesaal“, der zur mittelalterlichen fürstlichen Repräsentation dazu gehörte. Die Dimensionen hier in Blois zeigen, was in Heidelberg vorhanden gewesen sein muss – ab der Mitte des 15. Jahrhundert hat der Königssaal (oder sein Vorgänger) diese Funktion. Schließlich und endlich sind die Kamine, die in Blois durchaus mit Aufwand wieder rekonstruiert und bemalt wurden, zu beachten. Im deckenhohen Mantel des Kamins bzw. seinem Aufsatz, der auch wiederum wenig mit der Funktion des Heizens zu tun hat, kann sich der Auftraggeber würdevoll und in ganzer Fläche selbst darstellen – in Heidelberg macht davon nur Kurfürst FriedrichII. 1545 Gebrauch.


 

www.chateaudeblois.fr/

Eintritt 6,50 bis 12 €, Kombitarife mit Son et Lumière u.a.

Veranstaltungsheft „Blois royale & magique“ in französischer Sprache erhältlich.

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